Pferde im Winter richtig füttern: Energiebedarf und Heu-Mengen

Pferde im Winter richtig füttern

Im winter steigt der Energiebedarf eines pferdes spürbar. Schätzungen liegen bei etwa 25 % mehr als im Sommer. Ohne frisches gras verliert die Ration viel Zucker, Eiweiß und Vitamine.

Heu wird nun zur Hauptkomponente. Qualität, Schnittzeitpunkt und Lagerung entscheiden über Nährstoff- und Vitamingehalt. Sonnengetrocknetes Heu liefert mehr Vitamin D als maschinell getrocknetes Material.

Reicht das Heu nicht, kann Futterstroh eiweißarme Energie ergänzen. Öl (bis ~250 ml/Tag) dient als stärkefreie Energiequelle. Heunetze verlängern Fresszeiten und unterstützen die Thermoregulation durch Fermentation im Dickdarm.

In diesem Abschnitt lernst Du, wie Du Heumengen planst, auf Mikronährstoffe wie A, D, E, K und Spurenelemente achtest und wie Fellwechsel sowie sinkende Temperaturen den Bedarf verändern.

So ermittelst Du den Energiebedarf Deines Pferdes in der kalten Jahreszeit

Kälte, Nässe und Zugluft lassen den Energieverbrauch deines Tieres in der kalten Jahreszeit wachsen. Plane die Ration nicht nach Gefühl, sondern nach Faktoren wie Temperaturen, Haltung und Fellwechsel.

Temperaturen, Fellwechsel und Haltung

Unter −5 °C steigt der Raufutterbedarf deutlich, weil die Fermentation im Darm die Körpertemperatur stabilisiert. Wind, Nässe oder Offenstallhaltung erhöhen den Bedarf zusätzlich.

Pferde mit dichter Decke oder ohne Decke verbrauchen mehr Energie zur Thermoregulation. Ein runder Bauch durch viel Heu ersetzt keine körpereigenen Reserven.

Praxis-Check: Woran Du Kältestress früh erkennst

  • Prüfe täglich: kalte Ohren, Zittern, angespannte Rückenlinie sind Alarmzeichen.
  • Kontrolliere BCS per Handprobe an Halskamm, Rippen und Kruppe; messe Gewicht und Umfang regelmäßig.
  • Beurteile Bewegung und Ruhe: fehlende Aktivität baut Muskulatur ab und verändert den Energiebedarf.
  • Halte Futterplätze windgeschützt und sorge für konstante Verfügbarkeit von Energie über den Tag.
  • Passe die Ration zeitnah an, wenn Mimik matt oder Muskelverlust sichtbar wird.

Heu im Winter: Menge, Qualität und Schnitt – was jetzt wirklich zählt

Mit kluger Heuwahl kannst du Energiebedarf und Gesundheitsrisiken gleichzeitig steuern. Plane Mengen nach Faustformeln und prüfe Qualität statt nur Volumen.

Faustregel zur Menge: Rechne mindestens 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht. Bei starker Kälte, Wind oder Offenstallhaltung steigt die Ration auf bis zu 3 % des Körpergewichts in der kalten jahreszeit.

Der Schnitt zählt: Heu vom ersten Schnitt bietet oft das beste Verhältnis aus Energie und Rohfaser. Achte auf grüne Farbe und frischen Geruch im jahr der Ernte.

  • Nutze sonnengetrocknetem heu, wenn möglich, für höheren Vitamin‑D‑Gehalt; beachte, dass Vitamine mit Lagerzeit abnehmen.
  • Verlängere Fresszeiten mit Heunetzen und mehreren kleinen Portionen, damit Futter ständig zur verfügung steht und die Fermentation Wärme liefert.
  • Bei staubigem oder schimmligem Heu: hygienische Alternativen prüfen (z. B. Bedampfen) und die pferdefütterung kontrollieren.
  • Ad‑libitum kann sinnvoll sein für Kälte oder rangniedrige Tiere; überwache trotzdem Kondition und Stoffwechsel.
  • Ergänze bei nährstoffarmen Beständen gezielt vitamin und vitaminen, wenn das Heu den Bedarf nicht deckt.

Mehr als nur Heu: Stroh, Heucobs, Mash und Öl als Energielieferanten

Wenn Heu knapp oder nährstoffarm ist, helfen alternative Futtermittel, den Energiebedarf zuverlässig zu ergänzen.

Futterstroh als eiweißarme Energie und Sättigung

Gutes Futterstroh liefert eiweißarme Energie und verlängert die Kauzeit. Etwa 3 kg Stroh entsprechen energetisch rund 1,5 kg Hafer.

Bei alternativer Einstreu solltest du trotzdem täglich ~3 kg Futterstroh einplanen. Es fördert Wärmebildung und Sättigung.

Heucobs und Mash: leichte Verdaulichkeit und Wasseraufnahme

Heucobs sind ideal, wenn Kauen schwerfällt oder Zähne Probleme machen. Weiche sie ein, damit das pferd mehr Wasser aufnimmt und die darmflora entlastet wird.

Ersetze 2–3-mal pro Woche eine mahlzeit durch warmes Mash mit mehr als 20 % Lein. Das stärkt Schleimhäute und unterstützt die Haut.

Öle und Rohfaser: wie Du Energie ohne Stärke erhöhst

Pflanzenöle (Lein-, Sonnenblumen-, Maiskeimöl) erhöhen die Energiezufuhr ohne viel Stärke. Gib höchstens ca. 250 ml pro Tag je pferd.

  • Nutze Rübenschnitzel und Kleie als stärkearme Zufütterung; gut quellen lassen.
  • Achte auf Hygiene: eingeweichte Produkte frisch füttern und Reste entfernen.
  • Prüfe Akzeptanz und Verträglichkeit schrittweise bei sensiblen Tieren.
  • Bei Haut‑ oder Schuppenproblemen lies mehr unter Haut- und Schuppenfragen.

Kraftfutter im Winter clever einsetzen

Clever eingesetztes Kraftfutter gleicht im Winter Nährstofflücken aus und schützt Leistung.

Beginne mit Getreidequellen in kleinen Portionen und angepasster Aufbereitung. Hafer, Gerste oder Dinkel liefern Energie, sollten aber geschrotet oder eingeweicht werden, wenn Zähne oder Kaubarkeit eingeschränkt sind.

Hafer, Gerste, Dinkel: wann und wie viel

Gib Körner je nach Arbeit und Größe gestaffelt. Anfängerportionen sind klein und werden graduell erhöht.

  • Schrote zur besseren Verdaulichkeit nutzen.
  • Bei mäßiger Arbeit 0,5–1,0 kg pro 100 kg Körpergewicht als Richtwert prüfen.
  • Vermeide große, stärkehaltige Gaben an Ruhepferde.

Mais nur aufgeschlossen

Mais muss aufgeschlossen (gequetscht, gekocht) werden. So bleibt die Darmflora stabil und Koliken werden minimiert.

Kleie & Rübenschnitzel richtig zubereiten

Kleie quillt stark; langsam einführen und mit reichlich Wasser füttern.

Rübenschnitzel sind stärkearm und sättigend. Gut einweichen, um Aufgasung zu vermeiden.

Vitamine: natürliche Quellen vs. Supplemente

Decke Vitamin A über Karotten oder Grünprodukte, da Leberreserven im Verlauf des Jahres schrumpfen. Für Vitamin D helfen sonnengetrocknetem heu und moderater Sonnenkontakt; bei unsicherer Heuqualität ein Supplement erwägen.

Mineralfutter und Spurenelemente

Setze auf ein Mineralfutter mit organisch gebundenen Spurenelementen wie Zink, Kupfer und Selen. Das stützt Haut, Hufe und Fellwechsel.

Gewichtsmanagement: zu dünn, zu dick, ältere Pferde

Gewichtsschwankungen sind in der kalten Jahreszeit schnell sichtbar und brauchen schnelles Handeln. Beobachte Kondition, Appetit und Fell, dann passe die Ration an Temperatur, Haltung und Bewegung an.

Wenn das Tier abmagert

Erhöhe die Energiezufuhr zügig mit mehr hochwertigem Raufutter und einer kleinen Ölzugabe als stärkefreie Energiequelle. Ergänze bei Bedarf ein angepasstes Kraftfutter.

Eindecken reduziert Wärmeverluste, und mehr Bewegung fördert Muskulatur und Darmaktivität. Bei Temperaturen unter −5 °C Raufutter zusätzlich erhöhen.

Wenn es verfettet

Straffe die Fütterung: etwa 1 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht als Richtwert und kein Ad‑libitum. Kürzere, kontrollierte Portionen stabilisieren den Stoffwechsel.

Bewegung ist zentral, da Bewegungsmangel zusammen mit energiereicher Ration das Hufrehe‑Risiko erhöht.

Ältere Tiere richtig versorgen

Senioren verlieren oft Fettpolster und haben Zahnprobleme. Biete eingeweichte Heucobs oder warmes Mash und Öl als leicht verfügbare Energiequelle.

Setze auf leicht verdauliche Proteine, ergänze gezielt Aminosäuren und nutze Senior‑Konzepte. Kläre Anpassungen mit Tierarzt oder Fütterungsberatung.

  • Kontrolliere gewicht regelmäßig mit Maßband und BCS.
  • Teile Rationen in mehrere kleine Gaben für konstante Wärmebildung.
  • Achte bei empfindlicher haut auf essentielle Fettsäuren und Vitamin E.

Darmflora, Abweiden und Stallklima: so bleibt Dein Pferd fit gesund in der kalten Jahreszeit

Der Übergang von Gras auf Heu verlangt Fingespitzgefühl, damit darmflora und Stoffwechsel stabil bleiben. Plane die Umstellung über drei bis vier Wochen.

darmflora herbst

Herbstlich abweiden: Darmmikroben umstellen

Kürze Weidezeiten schrittweise und erhöhe parallel die Heumenge. So passt sich die darmflora an die neue Nahrung an.

Beende die Weidesaison idealerweise, bevor Nachttemperaturen unter 8 °C fallen. Bei hohem Fruktangehalt im gras steigt das Risiko für Koliken und Hufrehe.

Heuqualität, Staub und Atemwege

Füttere staubarmes, hygienisch sauberes Heu. Staub und Ammoniak im Stall reizen die Atemwege und fördern Husten.

Lüfte regelmäßig und sorge dafür, dass frische Luft verfügbar steht, ohne Zugluft auf den Liegeplätzen.

Wasseraufnahme sichern und Bewegung fördern

Biete lauwarmes Wasser an und kontrolliere, dass eine Tränke stets zur verfügung steht. Beheizte Systeme helfen bei Frost.

Lauwarmes Kräuteraufguss mit Thymian oder Fenchel macht Trinken attraktiver und fördert die Flüssigkeitsaufnahme.

  • Plane tägliche bewegung ein, damit Lunge und Darm aktiv bleiben.
  • Bei länger gelagertem Heu ergänze gezielt vitamin‑reiche Komponenten.
  • So bleibt Dein Tier fit gesund kalte und widerstandsfähig durch die gesund kalte jahreszeit.

Dein Winter-Fütterungsplan auf einen Blick

Dieser Überblick fasst die wichtigsten Punkte zur Heu‑Basis und Ergänzungen kompakt zusammen.

Basis: Heu mindestens 1,5 kg pro 100 kg KGW, bei starker Kälte bis 3 %; erster Schnitt, staubarm und sonnengetrocknet bevorzugen.

Mikronährstoffe: täglich ein Mineralfutter mit organisch gebundenen Spurenelementen (Zink, Kupfer, Selen); vitamine je nach Heuqualität ergänzen.

Energie: Öl bis ca. 250 ml/Tag, Futterstroh, Heucobs oder warmes Mash schrittweise zufüttern. Kraftfutter bedarfsgerecht wählen und auf mehrere Mahlzeiten verteilen.

Praktisch: lauwarmes Wasser, gutes Stallklima und tägliche Bewegung sichern. Passe die pferdefütterung übers ganze jahr an Temperatur, Arbeit und Fellwechsel an.

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Redaktion
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Wer schreibt hier? Ich bin Christian, 33 Jahre alt und komme aus Hannover. Meine Leidenschaft zur Tierwelt habe ich im frühen Alter erlangt. Zusammen mit Hunden, Katzen, Vögeln und Kaninchen als Haustieren, habe ich jahrelange praktische Erfahrung erlernen dürfen. Viel Spaß beim Stöbern! Viele Grüße, Christian

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