Decken für Pferde – wann sind sie wirklich nötig?

Wann brauchen Pferde eine Winterdecke

Inhaltsverzeichnis

Viele pferde liegen deutlich kühler im Wohlfühlbereich als Menschen. Kleine Temperaturschwankungen stören sie meist nicht, und unnötiges Eindecken kann die Thermoregulation stören.

Ab etwa -10 °C steigt der Energieaufwand deutlich. Studien zeigen, dass Decken die Oberflächentemperatur stark anheben können und falsches Eindecken das Wohlbefinden beeinträchtigt.

In diesem Guide bekommst du einen klaren Entscheidungsplan. Du lernst, warum die meisten pferde bei einstelligen temperaturen meist entspannt sind und ab welchem grad du überhaupt eindecken solltest.

Wir ordnen pferdedecken ein, erklären, wann eine abschwitzdecke zur Grundausstattung gehört und warum eine regendecke bei nasser Witterung sinnvoll ist, aber nicht automatisch Wärme liefert.

Am Ende hast du einen praktischen Plan für den winter: realistische Hinweise für grad, regen und den Zustand deines pferdes, damit pferdebesitzer kluge Entscheidungen treffen.

Thermoregulation beim Pferd verstehen: Wärme, Kälte und Winterfell

Pferde regulieren ihre Körpertemperatur sehr effizient und tolerieren kühlere Luft besser als Menschen. Die thermoneutrale Zone liegt beim ausgewachsenen Pferd grob zwischen 5 und 25 °C. Das bedeutet: Bei diesen temperaturen muss der Körper kaum zusätzliche Energie für Wärme aufwenden.

Wohlfühltemperatur: Warum Pferde bei 5 bis 15 Grad entspannt sind

Viele pferd fühlen sich zwischen etwa 5 und 15 Grad am wohlsten. In diesem Bereich arbeitet die thermoregulation effektiv, ohne dass das pferd mehr fressen oder Wärme produzieren muss.

Sommer- zu Winterfell: Tageslicht, Fellwechsel und Energiebedarf

Der Fellwechsel startet vor allem durch weniger Tageslicht im herbst, nicht primär durch Kälte. Winterfell aufzubauen kostet Stoffwechselenergie.

  • Mehr Raufutter und Mineralien einplanen.
  • Frühes Eindecken kann Signale verfälschen und das Aufrichten des Fells stören.
  • Sommer- zu winterfell braucht Zeit und Nährstoffe.

Was Eindecken mit der körpereigenen Wärmeregulation macht

Eine decke hält die Hautoberfläche wärmer. Das reduziert Trainingsreize für den körper und schwächt langfristig die Wärmeregulierung.

Studien zeigen erhöhte Oberflächentemperaturen unter Decken. Deshalb decken nur dann nutzen, wenn Verhalten und Zustand des pferdes klar zeigen, dass es friert.

Wann brauchen Pferde eine Winterdecke

Nicht die Temperatur allein entscheidet, sondern wie dein pferd auf kälte reagiert.

Klare Signale rechtfertigen das Eindecken: sichtbares Frieren, lang andauerndes Zittern, Gewichtsverlust oder neu auftretender Husten sind valide Warnzeichen. Auch ein geschwächtes Immunsystem oder sehr dünnes fell erhöhen den Bedarf.

Haltungsform realistisch bewerten

Prüfe Stallklima und Aufenthaltsort. Offenstall mit Windschutz bietet oft besseren Schutz als ein zugiger Paddock. Im Stall ist es häufig wärmer als draußen; das kann das Decken-Entscheidungsbild verfälschen.

Situative Faktoren und Risikogruppen

  • Ältere, kranke oder magere Tiere profitieren eher von einer decke.
  • Gescorte oder importierte pferde und sehr kälteempfindliche Rassen brauchen besondere Aufmerksamkeit.
  • Testweise leichte decke anlegen und regelmäßig an Schulter/Brust fühlen; sofort entfernen, wenn Überhitzung droht.

Vermeide starre Regeln im thema Eindecken. Beobachte täglich und handle situativ: temporäre Lösungen helfen oft mehr als permanente Maßnahmen.

Temperaturleitfaden: Ungeschoren vs. geschoren in Grad und Gramm

Ein klarer Leitfaden zeigt, welche Füllung bei bestimmten grad sinnvoll ist. Nutze die Werte als Ausgangspunkt und passe am pferd nach.

Richtwerte von über 10 °C bis unter -10 °C

Ungeschoren: 10–15 °C keine decke pferd (0 g); 5–10 °C 50 g; 0–5 °C 50–100 g; 0 bis -5 °C 100–150 g; -5 bis -10 °C 150–200 g; unter -10 °C 200–250 g.

Geschoren: 10–15 °C 0–50 g; 5–10 °C 100 g; 0–5 °C 150 g; 0 bis -5 °C 200–250 g; -5 bis -10 °C 300 g; unter -10 °C 400 g.

Zwiebellook vermeiden: Warum Schichten schaden

  • Mehrere decken mindern Atmungsaktivität und erhöhen Druck auf Brust und Bug.
  • Schichten schränken Bewegungsfreiheit ein; nutze stattdessen passende Winter- oder Unterdecken.
  • Setze regendecke gezielt bei Nässe ein, statt pauschal dicker zu machen.

Prüfe immer am pferd: fühl hinter der Schulter. Wenn es klamm oder heiß wird, ist die Decke zu warm. Bei Zittern oder Kältegefühlen erhöhe die Grammzahl moderat.

Regen, Schnee, Nässe: Schutz vor Wetter ohne Hitzestau

Regen und Schneefall verlangen andere Kriterien als reine Kältewerte bei der Deckenwahl. Entscheidend sind Atmungsaktivität, Winddichtheit und echte Wasserdichtigkeit.

Regendecke oder Outdoordecke? Wind- und Wasserdichtigkeit richtig wählen

Regendecken sind meist leicht gefüttert, wind- und wasserdicht und transportieren Feuchte nach außen. Outdoordecken sind robuster und halten Weide und Paddock bei starkem wetter trocken.

  • Wähle eine atmungsaktive, wind- und wasserdichte Decke, damit dein pferd trocken bleibt ohne zu überhitzen.
  • Achte auf Passform und echte Beschichtungen: Wasser perlt ab, Nähte müssen intakt sein.
  • Bei regen schnee auf der Weide ist eine robuste Outdoordecke sinnvoll; im windgeschützten Bereich reicht oft eine leichtere Regendecke.

Nasse Pferde und Training: Sattel nur auf trockenem Fell

Lege niemals den Sattel auf nasses Fell. Trockne das pferd zuerst, am besten mit einer Abschwitzdecke oder durch führen, bis das Fell trocken ist.

  • Kontrolliere regelmäßig, ob dein pferd unter der Decke schwitzen beginnt.
  • Setze die Decke so kurz wie möglich, so lang wie nötig ein.
  • Prüfe Nähte und Beschichtungen regelmäßig – beschädigte Bereiche verlieren schnell ihren Schutz vor nässe und wasser.

Abschwitzdecke im Alltag: richtig trockenreiten, dann umdecken

Nach dem Training entscheidet trockenes Fell schneller als die Außentemperatur, ob du umdecken solltest. Die Abschwitzdecke schützt dein pferd vor Auskühlung, wenn sie Feuchtigkeit zuverlässig nach außen transportiert.

Wie die Decke Feuchtigkeit abführt

Die Abschwitzdecke zieht Wasser und Schweiß vom Fell weg und gibt den Dampf an die Außenluft ab. So bleibt die Haut warm und das pferdes Temperatur sinkt nicht abrupt.

Praktische Tipps für Dauer und Fixierung

  • Lass die Decke nur so lange drauf, bis das Fell wirklich trocken ist; sonst saugt sich die decke voll und kühlt wieder aus.
  • Fixiere mit Brust- und Bauchgurten oder einem Deckengurt, damit sich dein pferd beim Wälzen nicht verheddert.
  • In feuchten Ställen dauert Trocknen länger – plane Zeit ein und hänge die Abschwitzdecke zum Lüften auf.
  • Kein Solarium? Etwas Stroh unter der Decke und eine ruhige Schrittphase beschleunigen den Feuchtigkeitstransport.
  • Nimm die Decke nicht über Nacht ab; tausche sie gegen eine trockene Stall- oder Outdoordecke, sobald Brust und Schulter trocken sind.

Kontrolliere mit der Hand am Schulterbereich: ist die Haut trocken, kannst du umdecken oder loslassen. Achte auf atmungsaktive Materialien; sie geben Wasserdampf besser ab und schützen den Körper vor Nachkälte.

Deckenarten und ihr Einsatz: Winter-, Stall-, Ausreit- und Führmaschinendecken

Richtig eingesetzt schützen verschiedene Decken gezielt vor Kälte, Nässe und Zugluft. Welche pferdedecken du wählst, hängt vom Einsatzort und der Aktivität ab.

Winter- und Outdoordecken: Füllung, Halsteil und Bewegungsfreiheit

Gefütterte Outdoordecken sind robust, atmungsaktiv und oft mit verstellbaren Riemen. Ein Halsteil ist optional, sorgt aber bei starkem wind für besseren Schutz.

Achte auf anatomischen Schnitt, damit Schulter und Ellbogen frei bleiben. So bleibt die bewegungsfreiheit erhalten und Scheuern am rücken sinkt.

Stalldecken: Schutz vor Zugluft, aber nicht regenfest

Stalldecken schützen im Stall vor Zugluft. Sie sind meist nicht wasserdicht und haben eine glatte Oberfläche, damit sich Einstreu nicht festsetzt.

Nieren- und Ausreitdecken: Wärme für Rücken beim Reiten

Nieren- und Ausreitdecken sind kürzer und haben Sattelausschnitt sowie Klett am Widerrist. Viele Modelle besitzen Reflektoren und schützen bei leichtem regen.

Führmaschinendecken: Schulterfreiheit und Atmungsaktivität

  • Spezieller Schnitt für Schulterfreiheit und Kreuzgurte für sicheren Halt.
  • Frontverschluss und Schweifriemen verhindern Verrutschen beim Führen.
  • Erhältlich in Fleece für trockenes Training oder wasserdicht für regen schnee.

Wähle pferdedecken passend zum Einsatz und ergänze bei Bedarf mit einer abschwitzdecke nach dem Training. So kombinierst du Schutz, Komfort und Alltagstauglichkeit für deine pferde.

Deckengröße beim Pferd: so misst du richtig

Ein korrekt gemessenes Rückenmaß verhindert Scheuern und hält die Decke an ihrem Platz.

Rückenlänge ermitteln

Miss die Rückenlänge vom Widerrist bis zum Schweifansatz. Lege das Maßband flach an der Kontur an, nicht straff von Punkt zu Punkt.

Notiere das Ergebnis in Zentimetern. Bei 145 cm entspricht das oft der Größe 145, prüfe aber immer die Proportionen deines pferdes.

Passform-Check: Brust, Gurte und Beinschnüre

  • Miss die deckengröße pferd über die Rücken-Länge: Maßband anlegen und Wert notieren.
  • Brustverschlüsse: nicht einschneiden, aber auch nicht zu locker; die Decke darf nicht nach hinten rutschen.
  • Bauchgurte über Kreuz einstellen: eine flache Hand soll zwischen Bauch und Gurte passen.
  • Beinschnüre stabilisieren ohne Scheuern; zu kurze oder zu lange Einstellungen vermeiden Reibung.
  • Kontrolliere nach dem ersten Tragen Fell und haare an Schulter und Brust auf Scheuerstellen.

Eindecken Schritt für Schritt: Anwendung, Kontrolle, Umdecken

Mit klaren Schritten beim eindecken vermeidest du Stress und Fehleinschätzungen. Nach dem Reiten startest du immer mit der Abschwitzphase: lege die Abschwitzdecke auf, bis das Fell deines pferdes trocken ist. Erst dann wechselst du bei Bedarf auf eine passende stall- oder Outdoordecke oder lässt das pferd ohne Decke stehen.

Von der Abschwitzdecke zur Stall-/Outdoordecke: der richtige Zeitpunkt

Wichtig ist: Abschwitzdecke nicht über Nacht drauflassen. Ein nasses oder feuchtes Material kühlt aus und schadet dem pferdes Wohlbefinden. Trockne das Fell, kontrolliere die Schulter und den Brustbereich und entscheide dann.

Temperaturschwankungen im herbst: morgens und nachts klug reagieren

Im Übergang kann es morgens deutlich kälter sein als am Nachmittag. Prüfe mehrmals täglich die grad‑Entwicklung und passe die Decke flexibel an.

  • Starte mit Abschwitzdecke nach dem Training und wechsele erst bei trockenem Fell.
  • Kontrolliere im stall die Schulter: Überwärmung vermeiden, da es dort oft wärmer ist als draußen.
  • Plane Umdecken: wenn die grad steigen, sollte jemand die decke abnehmen können.
  • Nutze eine kurze Prüfroutine: Felle fühlen, Schweißspuren checken, Atmung beobachten.

Eine decke ist ein Hilfsmittel. Lass die natürliche Regulation des pferdes so weit wie möglich arbeiten und greife nur bei klaren Signalen ein.

Pflege, Reinigung und Imprägnierung von Pferdedecken

Regelmäßige Pflege sorgt dafür, dass deine Decke funktioniert und dein pferd geschützt bleibt. Sauberkeit erhält Membran, Nähte und Passform. So vermeidest du Schäden durch Schmutz oder Schimmel.

pferdedecken

Vor der Wäsche entferne Haare und groben Schmutz, bürste die Decke aus und weiche sie ein. Nutze speziellen Deckenreiniger oder ein hautschonendes Mittel. Vermeide heißes wasser – das schädigt Beschichtungen und Membranen.

  • Trockne Decken immer an der Luft, nie auf Heizkörpern im stall.
  • Abschwitzdecken häufiger reinigen und nach jedem Einsatz gut lüften.
  • Für Outdoordecken empfiehlt sich professionelle Imprägnierung, damit regen und nässe draußen bleiben.
  • Kontrolliere nach der Saison Nähte, Verschlüsse und Gummis und ersetze defekte Teile.

Lagere Decken sauber und trocken in atmungsaktiven Taschen. Achte nach der Wäsche auf Rückstände von Reinigern – die Hautverträglichkeit ist wichtig, gerade bei empfindlichen pferden. Ein kurzer Imprägnier-Check vor der nassen Jahreszeit schützt genau dann, wenn du es brauchst.

Typische Fehler vermeiden: zu warm, zu eng, zu lange drauf

Kleine Fehler beim Eindecken können großen Stress für den Körper deines pferdes bedeuten. Beobachte Sitz, Dauer und Material regelmäßig. So schützt du die natürliche thermoregulation und verhinderst Folgeschäden.

Studienhinweise: Erhöhte Oberflächentemperaturen durch falsche Deckenauswahl

Die Pilotstudie von Hodgess (2019) zeigt deutliche Effekte: Ekzemerdecken erhöhten die Oberflächentemperatur um +4,2 °C, Fleece um +11,2 °C und leicht gefütterte Modelle um +15,8 °C.

Bei ca. 4 °C Umgebung lagen eingedeckte Pferde bei 24–30 °C Hauttemperatur, ungedeckte Tiere bei 12,5–18,5 °C. Das verdeutlicht, wie stark eine Decke die Temperatur-Regelung des Körpers beeinflusst.

Bewegungsfreiheit vs. Druckstellen: Material und Schnitt beachten

Der Zwiebellook reduziert die Atmungsaktivität und erhöht Druck auf Brust und Bug. Das schränkt die bewegungsfreiheit ein und begünstigt Scheuerstellen.

  • Vermeide die drei größten Fehler: zu warme Decke bei milden temperaturen, zu enger Schnitt und zu lange Tragedauer ohne Kontrolle.
  • Prüfe täglich Schulter, Widerrist und Brust mit der Hand auf Wärme oder Feuchtigkeit.
  • Wähle atmungsaktive Materialien und einen anatomischen Schnitt für freie Beweglichkeit.
  • Setze Schichten sparsam ein: lieber eine passende, gut geregelte Decke als mehrere Lagen.

Die meisten pferde vertragen kurze Kältereize gut. Lass die thermoregulation arbeiten und greife nur gezielt ein, wenn Verhalten oder Hautbild Probleme zeigen.

Für welche Pferde Decken wirklich sinnvoll sind – dein Plan für den Winter

Alter, Krankheit, sehr dünnes Fell oder ein pferd geschoren aus warmen Regionen rechtfertigen oft eine Decke. Auch Rücken‑ oder Atemprobleme sind klare Indikatoren, wenn dein pferd Schutz braucht.

Halte immer eine funktionale Abschwitzdecke fürs pferd bereit und eine ungefütterte regendecke als Reserve. Plane das winterliche training mit längeren Aufwärmphasen, damit Muskulatur und Kreislauf geschont werden.

Entscheide nach Zustand (BCS), Verhalten, Fellzustand, Wind‑ und Nässeexposition sowie Aktivität. Miss die deckengröße genau und prüfe Passform, damit die decke pferd schützt, ohne zu scheuern.

Als pferdebesitzer setze auf die natur als Leitlinie: weniger Eingriffe, gezielter Schutz bei kalten temperaturen. So lässt du das winterfell entwickeln und schützt effektiv mit minimalem Eingriff.

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Redaktion
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Wer schreibt hier? Ich bin Christian, 33 Jahre alt und komme aus Hannover. Meine Leidenschaft zur Tierwelt habe ich im frühen Alter erlangt. Zusammen mit Hunden, Katzen, Vögeln und Kaninchen als Haustieren, habe ich jahrelange praktische Erfahrung erlernen dürfen. Viel Spaß beim Stöbern! Viele Grüße, Christian

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