Wann Schildkröten nicht in Winterruhe sollten

Wann Schildkröten keine Winterruhe halten sollten

Du willst wissen, wann deine schildkröten besser nicht in die winterruhe gehen? Dieser kurze Einstieg zeigt dir klare Signale und praktische Werte, damit deine tiere sicher durch die kalte Jahreszeit kommen.

Für viele mediterrane Arten ist die winterstarre normal. Trotzdem gibt es Ausnahmen: kranke Tiere, deutlicher Gewichtsverlust oder falsche Temperaturen verlangen andere Entscheidungen.

Wichtige Praxiswerte: 4–6 °C als Zieltemperatur bei kontrollierter Überwinterung, Öffnen für Sauerstoff 1–2× pro Woche und stets leicht feuchtes Substrat. Vermeide erzwungene Badegänge oder Darmentleerung vorab.

Achte auf Gefahrensignale: ein Keller mit oft über 8 °C kann riskant sein, weil ab etwa 8 °C unvollständiger Fettabbau beginnt. Bei mehr als 10 % Gewichtsverlust brich die starre ab und halte die schildkröte warm mit einem Sonnenplatz von 35–40 °C.

In diesem Beitrag lernst du, wie du zeitgerecht zwischen Vorbereitung und Warmhaltung entscheidest und welche haltung zur art und zum gesundheitlichen Zustand passt.

Winterstarre richtig einordnen: Was sie ist – und was sie nicht ist

Begriffe wie Winterstarre, Winterruhe und Winterschlaf werden oft vermischt. Das führt zu Unsicherheit bei der Vorbereitung und Haltung deiner Tiere.

Winterstarre vs. Winterruhe vs. Winterschlaf: korrekte Begriffe

Reptilien sind wechselwarm. Für europäische landschildkröten ist der korrekte Begriff Winterstarre oder Kältestarre.

Der Stoffwechsel arbeitet bei 35–37 °C optimal. Sinkt die Temperatur unter etwa 7 °C, fällt die schildkröte in Starre.

Bei 5 °C sind Herzschlag und Atmung stark reduziert (nur 3–5/min). UV‑B sinkt im Herbst, Hormone wie Melatonin und Serotonin regeln den Jahresrhythmus.

  • Winterstarre: Kältestarre, typisch für europäische landschildkröten.
  • Winterruhe: milde Aktivitätsreduktion bei moderaten temperaturen, eher ungenau.
  • Winterschlaf: biologisch auf Säuger bezogen, für Reptilien falsch.

Auch jungtiere können Starre brauchen, wenn sie gesund sind. Die Kühlschrankmethode (ca. 3,5–6,5 °C) liefert stabile temperaturen für eine sichere überwinterung.

Wann Schildkröten keine Winterruhe halten sollten

Manche Fälle verlangen, dass du deine Tiere warm überwintern lässt statt sie in Starre zu schicken. Gesundheit, Gewicht und Umgebung entscheiden oft innerhalb weniger Tage oder Wochen.

Kranke Tiere: Symptome und Tierarzt-Check

Erkenne Atemprobleme, tränende Augen, Inappetenz oder apathisches Verhalten als Warnzeichen. Schicke kranke Tiere nicht in die Kältestarre.

Lasse das Tier vor der Einwinterung vom tierarzt untersuchen und entscheide innerhalb einer Woche nach Diagnose über Warmhaltung mit einem Sonnenplatz von 35–40 °C.

Trächtige, geschwächte Tiere und Jungtiere

Trächtige Weibchen und schwache Jungtiere sind empfindlich. Für sie ist Starre oft riskant; Warmhaltung ist meist sicherer.

Gewichtsverlust, Parasiten, Verletzungen

Wiege deine Schildkröte etwa monatlich. Bei mehr als 10 % gewichtverlust brich die Starre ab und bring das Tier in Wärme.

Plane Parasitenkontrolle im Hochsommer; ein belasteter darm ist in der Starre gefährlich.

Unpassende Bedingungen

  • Vermeide Orte mit schwankenden temperaturen (manche Keller oder Schlafzimmer).
  • Ab etwa 8 °C beginnt schädlicher Fettabbau — das ist ein kritischer Fall.
  • Dokumentiere wöchentlich Verhalten, nahrungsaufnahme und Zustand, um rechtzeitig zu reagieren.

Artenfrage: Nicht jede Schildkröte hält Winterstarre

Nicht jede Art reagiert gleich auf Kälte; bei manchen Exoten ist Starre gar nicht vorgesehen. Kläre vor der Überwinterung die genaue art deiner Tiere, denn Herkunft und Biologie bestimmen die richtige Strategie.

Nicht-starrende Arten und Ausnahmen

Spaltenschildkröten (Malacochersus) gehen nicht in Winterstarre und müssen warm überwintern. Für diese Tiere sind konstante Temperaturen und ein Sonnenplatz wichtiger als eine klassische Starre oder ein Winterschlaf.

Maurische und griechische Landschildkröten

Bei Maurischen Landschildkröten gibt es Unterschiede: T. graeca ibera toleriert oft 3–5 monate bei 4–6 °C, andere Unterarten brauchen dagegen Warmhaltung. Griechische landschildkröte T. hermanni (boettgeri und hermanni) zeigt typischerweise 3–5 monate bei 4–6 °C, abhängig von Herkunft und Kondition.

Wasserschildkröten und Freilandoptionen

Viele Wasserschildkröten reduzieren nur ihre Aktivität. Je nach Herkunft liegen die temperaturen im Überwinterungsbereich oft bei 4–6 °C oder bei 10–20 °C. Im Freigehege hilft eine frostsichere Überwinterungsgrube unter dem Frühbeet; der kühlschrank bleibt die präzisere Methode zur Temperaturkontrolle.

  • Klär die art vor jeder Entscheidung.
  • Dokumentiere monate und Verhalten jährlich.
  • Beachte Temperaturen streng, um Komplikationen zu vermeiden.

Gesundheits- und Vorbereitungs-Check vor der Entscheidung

Gesundheits-Checks und eine schrittweise vorbereitung reduzieren das Risiko. Prüfe im Sommer gezielt auf Parasiten und plane einen Herbst‑Termin beim tierarzt, bevor du die endgültige Entscheidung triffst.

Parasitenkontrolle im Sommer und Tierarztbesuch im Herbst

Lass im Juli/August einen Parasiten-Check durchführen. Ein sauberer Befund verringert spätere Komplikationen im winter.

Der Herbst‑Termin beim tierarzt klärt Gewicht, Vitalität und ob jungtiere starren dürfen.

Warum kein erzwungenes Darmentleeren per Warmbad

Stundenlange Warmbäder zur vollständigen Entleerung des darm sind riskant. Während der Starre benötigt die schildkröte Reste im Darm als Nährstoffreserve.

Vermeide erzwungene Prozeduren; die tiere stellen ihre nahrungsaufnahme meist selbst ein.

  • Senke Beleuchtung und Temperatur über mehrere wochen schrittweise, nicht abrupt.
  • Stelle flache schalen mit wasser bereit, damit die tiere den Wasserhaushalt selbst regulieren.
  • Dokumentiere pro tier Gewicht und Befund im Herbst; plane im winter keine Fütterung.

Temperaturen, Substrat und Technik: sichere Rahmenbedingungen

Mit wenigen technischen Maßnahmen machst du aus einer unsicheren Kellerlösung eine kontrollierte Überwinterung.

Kühlschrank statt Keller

Ein separater kühlschrank hält die temperatur stabil bei 4–6 °C und reduziert Risiken für landschildkröten. Nutze einen Universal Thermostat (z. B. UT300) mit Fühler im substrat.

Stelle den Thermostat so ein, dass Strom unter 3,5 °C abschaltet und bei 6,5 °C wieder einschaltet. Öffne die Box 1–2× pro woche kurz zum Sauerstoffaustausch.

Substrat und Feuchtigkeit

Fülle eine box mit Erde und bedecke sie locker mit Buchenlaub oder Sphagnum. Das substrat bleibt immer leicht feucht (30–60 %, optimal ~55 %) und die Luftfeuchte liegt bei 50–70 %.

Zu nasses Substrat behindert die atmung; buddel die schildkröte nicht selbst ein. PET‑Flaschen mit Wasser dienen als Temperaturpuffer.

  • Separater kühlschrank für stabile temperaturen
  • UT300-Fühler im substrat; Abschalten 6,5 °C
  • Boxen mit Luftlöchern, Laub als Abdeckung, Substrat leicht feucht
  • 1–2×/Woche kurz öffnen; wöchentliche Kontrolle von Feuchte und Technik

Diese einfache vorbereitung hält die überwinterung kontrolliert und sicher.

How-To: Wenn keine Winterruhe möglich ist – Warmhaltung Schritt für Schritt

Wenn Überwinterung im kühlen Zustand entfällt, planst du die Warmhaltung gezielt und schrittweise. So vermeidest du Kreislaufprobleme und förderst den Stoffwechsel deiner Tiere.

terrarium

Terrarium oder Frühbeet: Tages- und Nachttemperaturen, Sonnenplatz

Richte im terrarium oder Frühbeet einen festen Sonnenplatz mit 35–40 °C ein. Tagsüber sollten die Temperaturen langsam steigen, nachts stabil bleiben.

Beispielplan: Tag 1: 6–8 °C, Tag 4: 18–20 °C. Anschließend baust du eine Wärmelampe für 3–6 Stunden bei 35–40 °C ein.

Beleuchtung und UV: Stunden schrittweise anpassen

Erhöhe die beleuchtung in kleinen Schritten. Starte mit wenigen stunden pro Tag und steigere die Dauer über Wochen.

Nutze UV‑B‑taugliche Lampen, um Vitamin D3 und Kalziumstoffwechsel zu unterstützen. So regst du den Appetit und die Aktivität an.

Kontrollen im Wochenrhythmus: Gewicht, Hydration, Verhalten

Wiege deine schildkröte monatlich, kontrolliere einmal pro woche Hydration (Trinken, Augen, Haut) und Beobachte die Futteraufnahme.

Biete immer frisches wasser an und füttere maßvoll. Dokumentiere alle Maßnahmen pro woche und verzichte in dieser Phase auf einen kühlschrank.

  • Ein Sonnenplatz 35–40 °C im terrarium/Frühbeet einrichten
  • Beleuchtungs‑stunden schrittweise erhöhen, UV‑B verwenden
  • Temperaturen täglich/wöchentlich langsam anheben
  • Wöchentliches Monitoring: gewicht, Hydration, Aktivität
  • Frisches wasser stets anbieten; Fütterung moderat

So triffst du jetzt die richtige Entscheidung für deine Schildkröte

Jetzt entscheidest du, ob deine Tiere diese Saison kühl oder warm überwintern. Prüfe Art, Zustand und die Zeit seit der Vorbereitung.

Für viele europäischen landschildkröten gelten 3–5 monate bei 4–6 °C in einer Box mit Erde und Laub. Stelle Temperatur und Temperaturen stabil ein und öffne den Kühlschrank 1–2× pro Woche kurz zum Luftaustausch.

Halte das Substrat immer leicht feucht (~55 %), kontrolliere Gewicht wöchentlich und brich die Starre bei >10 % Verlust ab. Nutze im Freigehege nur frostsichere Gruben.

Dokumentiere pro Tag Befunde, achte auf Atmung und Nahrungsaufnahme und vermeide Keller mit schwankenden Temperaturen. So triffst du eine sichere Entscheidung fürs Ende der Überwinterung.

Redaktion
Redaktion

Wer schreibt hier? Ich bin Christian, 33 Jahre alt und komme aus Hannover. Meine Leidenschaft zur Tierwelt habe ich im frühen Alter erlangt. Zusammen mit Hunden, Katzen, Vögeln und Kaninchen als Haustieren, habe ich jahrelange praktische Erfahrung erlernen dürfen. Viel Spaß beim Stöbern! Viele Grüße, Christian

tierfalt.de
Logo