Überwinterung im Kühlschrank: Sicherer Leitfaden für Halter

Schildkröten im Kühlschrank überwintern

Die kontrollierte Ruhephase bietet den großen Vorteil, dass Du Temperatur und Feuchte präzise steuerst und Deine Tiere vor Fressfeinden schützt.

Optimal sind für europäische Arten 4–6 Grad; viele Arten bleiben etwa 12–16 Wochen in Winterstarre, bei Testudo hermanni können es 3–5 Monate sein.

Bereite geeignete Boxen mit leicht feuchtem Substrat vor und bedecke sie mit Buche oder Sphagnum. Öffne das Gerät 1–2 Mal pro Woche kurz zur Frischluft und kontrolliere Feuchte und Temperaturen.

Vermeide Warmbäder und Darm-Leeren vor der Starre. Nutze einen Universal-Thermostat (z. B. UT300) als Not-Aus und platziere den Sensor im kältesten Substratfach.

Beachte: über 8 Grad läuft der Stoffwechsel an und es können schädliche Zwischenprodukte entstehen. PET-Flaschen als Temperaturspeicher und stabile 4–6 Grad sind sicherer als ungeeignete Keller.

Warum kontrollierte Winterstarre im Kühlschrank Deinen Landschildkröten Sicherheit gibt

Ein kontrolliertes Kältequartier gibt Dir die Sicherheit, dass lebenswichtige Werte stabil bleiben. Ein moderner Kühlschrank liefert zuverlässig 4–6 grad und damit konstante temperaturen, die die Ruhephase planbar machen.

Bei diesen Werten sinken Atem- und Pulsfrequenz deutlich, der stoffwechsel läuft auf Sparflamme und innere Organe werden geschont. Überschreitet die Umgebung 8 grad, beginnt Fettabbau; dieser verläuft oft unvollständig und kann Leberwerte belasten.

Regelmäßiges Lüften (1–2× pro Woche) sorgt für Sauerstoff, ohne die Balance zu zerstören. Standard-keller oder ungeheizte Räume zeigen oft tagesabhängige Schwankungen und sind deshalb riskant.

  • Konstanter temperaturbereich: 4–6 grad im Gerät hält die Ruhe stabil.
  • Stabile temperaturen reduzieren Aktivitätsschübe und senken Energieverbrauch der tiere.
  • Sensorik und Thermostat geben Dir Kontrolle, sodass die haltung reproduzierbar bleibt.
  • Das geschützte Umfeld mindert Gefahren durch Fressfeinde und Witterung.

Welche Tiere starren – Dauer, Temperaturbereich und Voraussetzungen

Nicht alle Tiere benötigen die gleiche Ruhezeit. Prüfe zuerst, ob Deine Tiere zu den europäischen landschildkröten gehören und welche arttypischen Werte gelten.

Europäische Arten: Dauer und Temperatur

  • Testudo hermanni boettgeri: 4–5 Monate bei 4–6 °C.
  • T. h. hermanni und Testudo marginata: ca. 3–5 Monate bei 4–6 °C.
  • Testudo graeca ibera: rund 3–5 Monate; andere T. graeca-Unterarten oft keine Kaltstarre.
  • Testudo horsfieldii: 4–5 Monate bei 2–5 °C.

Gesundheitscheck und Kotuntersuchung

Führe eine kotuntersuchung im Hochsommer (Juli/August) durch und behandle Befunde rechtzeitig. Kranke, frisch operierte oder geschwächte Tiere gehören nicht in die starre.

Vorbereitung im Frühbeet und Terrarium

Reduziere Beleuchtung und Wärme über etwa 4 Wochen schrittweise. Im terrarium senkst Du UV- und Wärmelampen stufenweise.

Viele Tiere stellen die Nahrungsaufnahme in Woche 2 von selbst ein — bitte nicht aktiv hungern lassen. Nutze laub als Deckschicht für ein natürliches Mikroklima.

  • Richte Dich bei der temperatur nach Artwerten.
  • Ziehe bei Unsicherheit frühzeitig einen reptilienkundigen Tierarzt hinzu.

Equipment und Setup: Kühlschrank, Boxen, Substrat und Sensoren richtig wählen

Mit passendem Gerät, gut angelegten Boxen und präziser Sensorik minimierst Du Risiken während der Ruhephase. Plane das Setup so, dass die Funktion der Geräte stabil bleibt und Temperatursprünge selten auftreten.

Kühlschrankanforderungen

Wähle einen modernen, leisen kühlschrank mit No-Frost und ohne Gefrierfach. Stelle das Gerät in einen raum mit mindestens 16 °C, damit das Thermostat korrekt arbeitet.

Breite Modelle verteilen temperaturen gleichmäßiger. Achte auf ruhigen Betrieb und ausreichend Platz für mehrere Boxen.

Boxen, Größe und Stabilisierung

Richte pro Tier eigene boxen ein. Die Box sollte erde oder substrat für zwei bis drei Panzerhöhen plus eine gleich dicke laubschicht fassen.

Bohre Drainagelöcher gegen Staunässe, verwende einen Gitterdeckel und halte Abstand zu den kühlschranks-Wänden. Stabilisiere die Boxen bei Bedarf mit Noppenfolie oder Styropor.

Substrat, Abdeckung und Sensor-Position

Halte das substrat leicht feucht und nutze Buche oder Sphagnum als Abdeckung. Ein Sonden-Thermometer und ein Hygrometer überwachen temperaturen und Luftfeuchte.

Setze den sensor hinten mittig, leicht ins Substrat gesteckt. Nutze einen UT300 als Not-Aus, um kritische Schwankungen rechtzeitig zu erkennen.

  • Moderne Geräte: No-Frost, kein Gefrierfach, ruhiger Betrieb.
  • Boxen nicht an die Wände stellen; Drainage & Gitterdeckel verwenden.
  • Sensorik: Sonden-Thermometer, Hygrometer und UT300 für Sicherheit.

Kühlschrank einfahren ohne Tiere: stabile Temperaturen erreichen

Starte das Gerät ohne Bewohner, um über mehrere Tage verlässliche Temperaturdaten zu gewinnen. So erkennst Du, welche Ebenen kühler oder wärmer laufen und wie sich Feuchtigkeit verhält.

temperaturbereich

Idealbereich einstellen

Bestücke die boxen mit Substrat und Laub und stelle sie in den kühlschrank. Beginne mit einer etwas höheren Einstellung und senke die Temperatur schrittweise in den Ziel- temperaturbereich von 4,5–7 Grad.

Stecke in jede Box einen Sonden- sensor hinten mittig knapp ins Substrat. Prüfe täglich die Min/Max-Werte auf allen Ebenen und ermittle die kälteste Position.

Stabilisierung und Sicherheit

Schalte den UT300 als Not-Aus ein: Aus bei etwa 4,2 Grad (nicht darunter), An maximal 5,8 Grad. Feineinstellung je nach gemessenen Minima.

  • Stabilisatoren: verschlossene PET-Flaschen als Temperaturspeicher, Noppenfolie um Boxen und Styropor hinten.
  • Alarmtechnik: Funk- oder App-Thermometer (z. B. WeatherHub, TFA Dostmann) für Smart-Alarm.
  • Praktisch: Reservegeräte bereithalten und tägliche Dokumentation der temperaturen und feuchtigkeit.

Schildkröten im Kühlschrank überwintern: Einwinterung Schritt für Schritt

Nur Tiere, die seit mindestens einer woche bei unter 8 grad im frühbeet eine stabile starre zeigen, kommen in die Boxen. Plane den Umzug für den Abend und bereite alles vorher vor.

Wiege jedes tier und kontrolliere Panzer, Beine und Kopf auf Rötungen, Schwellungen oder Ausfluss. Notiere den Zustand vor dem Einsetzen.

Boxen richtig bestücken

Setze die schildkröte in eine flache Kuhle, den Kopf leicht erhöht. Bedecke den Rücken locker mit erde oder leicht feuchtem substrat. Lasse den Kopfbereich frei.

  • Decke mit einer lockeren laubschicht (z. B. Buche) ab.
  • Fixiere sensor und UT300-Fühler mit Panzerband hinten mittig, knapp im substrat.
  • Unterlasse Warmbäder und das Leeren des darm; beide Maßnahmen sind gefährlich.
  • Grabe Tiere nicht aktiv ein; sie graben sich bei Bedarf selbst.
  • Lüfte nach dem Einwintern mehrmals pro Woche kurz und prüfe stunden später die stabilisierten Werte.

Kontrollierte Überwinterung: Temperatur, Feuchtigkeit und Zustand im Blick

Bleibe während der Ruhephase besonders aufmerksam: Temperatur und Feuchtigkeit müssen konstant überwacht werden. Regelmäßige Kontrollen schützen Deine Tiere vor Problemen und helfen, frühzeitig zu reagieren.

Lüften und Luftfeuchte

Öffne den Kühlschrank kurz drei‑mal pro Woche zum Luftaustausch.

Das Substrat soll sich leicht feucht anfühlen, nicht nass. Prüfe die Feuchtigkeit mit den Fingern: weder klatschnass noch staubtrocken.

Eine Sprühflasche reicht für wenige Sprühstöße. Beobachte die Grad‑Entwicklung über die nächsten Tage und lagere UT300 als Notkorrektur bereit.

Gewicht und Sichtkontrolle

Wiege die Tiere alle vier Wochen. Im letzten Drittel der Winterstarre alle zwei Wochen wiegen und protokollieren.

Bei mehr als 5–10% Gewichtsverlust sofort Tierarzt kontaktieren.

Warnzeichen erkennen

Achte auf Aktivität, Rötungen oder Atemgeräusche. Ein auffälliges Tier nimmst Du aus der Box und suchst umgehend einen Reptilientierarzt auf.

  • Sensoren prüfen, Min/Max notieren und Alarme testen.
  • Bei Feuchtefehlern weniger sprühen und UT300 vorübergehend höher abriegeln.
  • Dokumentiere Kontrollen, Tage und Abweichungen systematisch.

Auswinterung mit Plan: Temperaturen behutsam steigern und Aktivität fördern

Richte die Auswinterung so ein, dass die Temperatur jeden Tag leicht steigt und die Tiere langsam aktiv werden. Plane die Schritte für mehrere tage und wähle am besten einen Werktag, damit bei Problemen ein Reptilienarzt erreichbar ist.

Schonende Temperaturrampe

Tag 1: 6–8 grad. Tag 2: 10–12 grad. Tag 3: 14–16 grad. Tag 4: 18–20 grad.

Ab Tag 5 biete einen Sonnenplatz von 38–40 °C für ca. 3 stunden an. Ab Tag 6 verlängerst Du auf 35–40 °C für etwa 6 stunden.

Erfolgsmarker und weiteres Vorgehen

Setze die Tiere abends aus dem kühlschrank ins frühbeet und decke sie locker mit Laub. Am Morgen stelle die Grundtemperatur auf circa 12 grad und sorge für 5 stunden helle Wärme (ca. 35 °C auf Panzerhöhe) im terrarium oder Frühbeet.

Achte in der ersten woche auf Baden, Fressen und steigende Aktivität. Wenn nach einer Woche trotz korrekter Rampe keine Reaktion kommt, suche einen reptilienkundigen Tierarzt auf.

  • Plane die Temperatursteigerung in mehreren Schritten.
  • Beginne an einem Werktag für schnelle Hilfe.
  • Erhöhe Lichtdauer und Futterangebot schrittweise.

Typische Fehler vermeiden und sinnvolle Alternativen kennen

Viele Fehler bei der Ruhephase lassen sich durch einfache Kontrollschritte vermeiden.

Vermeide unsichere Orte wie ungeeignete keller, warme Dachböden oder Gartenhäuser, die temperaturen über 8 °C erlauben und den stoffwechsel stören. Nasses substrat, fehlende Drainage oder Boxen an der Wand führen zu Frost- und Schimmelrisiken. Warmbäder und Darm-Leeren sind tabu.

Als Alternativen dienen kühlschränken oder eine frostsichere überwinterungsgrube unter dem frühbeet. Baue Drainage (Blähton + Vlies), eine feste erde‑schicht (doppelte Panzerhöhe) und eine lockere Laub‑schicht. Monitor mit UT300 oder Funk‑Alarm, führe eine kotuntersuchung im Sommer durch und plane die auswinterung schrittweise.

Redaktion
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Wer schreibt hier? Ich bin Christian, 33 Jahre alt und komme aus Hannover. Meine Leidenschaft zur Tierwelt habe ich im frühen Alter erlangt. Zusammen mit Hunden, Katzen, Vögeln und Kaninchen als Haustieren, habe ich jahrelange praktische Erfahrung erlernen dürfen. Viel Spaß beim Stöbern! Viele Grüße, Christian

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