In dieser kurzen einführung bekommst Du eine klare übersicht zum richtigen Verhalten während der kalten Monate. Ich erkläre, warum für viele mediterrane Arten der Begriff „Winterstarre“ der passende ist und wie sich das vom umgangssprachlichen Winterschlaf abgrenzt.
Medizinische und praktische Daten zeigen: Griechische und ähnliche landschildkröten beginnen meist ab dem ersten Lebensjahr mit der Ruhephase. Die sichere temperatur liegt bei etwa 4-6°C, zum Beispiel in einem separaten kühlschrank oder in einer frostsicheren Grube unter einem Frühbeet.
Typische Dauer sind rund 3-5 monate je nach Art. Die Vorbereitung läuft über etwa 4 wochen mit reduzierter Beleuchtung und weniger Wärme. Öffne den kühlschrank 1-2x pro woche für frische luft, halte das substrat leicht feucht (ca. 55%) und decke mit Laub ab.
In diesem Leitfaden findest Du praktische tipps zum Wie und Wann, Hinweise zu kritischen 8 grad, und einfache Maßnahmen zur Gewichtskontrolle, damit Deine schildkröte gesund bleibt.
Begriffsklärung: Warum bei Schildkröten „Winterruhe“/„Winterstarre“ korrekt ist
Der Begriff „winterruhe“ passt besser, weil die Tiere stoffwechsel und atmung stark drosseln. Mediterrane Landsarten zeigen keine echte Schlafphase wie Säugetiere, sondern eine Starre mit sehr geringer Aktivität.
Herzfrequenz und Atemfrequenz fallen deutlich. Bei einer sicheren Temperatur von 4-6°C bleibt kein Fettabbau über mehrere monate, so Dr. Markus Baur. Das ist wichtig für die langfristige Gesundheit.
- Begriff: Sage bewusst „winterstarre“ oder „winterruhe“ statt „winterschlaf“.
- Physiologie: Deutliche Reduktion von Atmung, Puls und Stoffwechsel, ohne unnötigen Reserveabbau.
- Temperatur: Niedrige, stabile Werte sichern die biologischen Abläufe.
- Effekte im Überblick: weniger Bewegung, sehr geringe Atmung, niedriger Puls, Energieeinsparung.
Unterschied Winterruhe und Winterschlaf bei Schildkröten
Für eine gesunde Überwinterung ist es wichtig, die realen Abläufe im Tier genau zu kennen. Nur so kannst Du die richtige Umgebung wählen und Risiken vermeiden.
Definitionen
Die echte winterruhe einer schildkröte bedeutet sehr geringe Aktivität. Atem- und Pulsfrequenz sinken stark, der stoffwechsel läuft auf ein Minimum.
Der Begriff winterschlaf wird oft allgemein genutzt, beschreibt aber bei Säugetieren andere physiologische Prozesse. Vermeide Missverständnisse, wenn Du Temperatur und Pflege planst.
Vergleich auf einen Blick
- Aktivität: praktisch keine Bewegung während der Ruhephase.
- Physiologie: Atmung und Herzfrequenz sind minimal; stoffwechsel arbeitet sparsamer.
- Temperatur: sichere temperatur liegt bei 4–6 grad; ab ~8°C steigt das Risiko für problematischen Fettabbau.
- Dauer: typische Phase dauert 3–5 monate, je nach Art variabel.
- Praxis: stabile temperaturen im unteren Bereich schützen die Tiere am besten.
Was in deinem Tier passiert: Atmung, Puls und Stoffwechsel auf Minimum
Bei korrekter temperatur senkt sich Puls und atmung auf ein Minimum. Das vegetative Nervensystem hält nur die lebenswichtigen Funktionen aktiv.
Physiologie der Winterstarre: Energie sparen ohne gefährlichen Fettabbau
Bei 4–6 Grad arbeiten Herz und Lunge sehr langsam. Der stoffwechsel läuft auf Sparflamme, damit Reserven geschont bleiben.
Steigt die Temperatur Richtung 8 Grad, beginnt ein unvollständiger Fettabbau. Dabei entstehen Zwischenprodukte, die Leber schädigen können.
- Atmung: wenige, flache Züge; Puls deutlich reduziert.
- Energiebedarf: so gering, dass tiere über monate ohne gewichtverlust auskommen.
- Kontrolle: wiege regelmäßig und beobachte das Tier visuell, ohne die Ruhe zu stören.
- Praxis: kühle, stabile temperature schützen besser als warme Kellerdämmerung.
- Erholung: eine korrekt geführte schildkröte zeigt nach der Ruhephase schnell normale Vitalwerte.
Optimale Überwinterung in der Praxis: Temperaturen, Methoden und Setup
Mit einem klaren Setup minimierst Du Risiken und sorgst für stabile Temperaturen während der Ruhezeit. Im Fokus stehen sichere Werte, Feuchte und eine passende Umgebung für Deine schildkröte.
Temperaturbereiche im Fokus
Halte den Bereich strikt bei 4–6 °C. Dort läuft die winterstarre physiologisch sicher ab.
Ab etwa 8 °C steigt das Risiko für unvollständigen Fettabbau. Deshalb sind konstante temperaturen wichtiger als kurzzeitige Schwankungen.
Kühlschrank-Überwinterung: Praxis-Setup
Nutze eine geeignete überwinterungsbox mit lockerem Substrat (z. B. Floragard). Decke oben mit feuchtem laub oder Sphagnum ab.
Substrat darf leicht feucht sein (ca. 55%), Luftfeuchte 50–70%. Stelle PET-Flaschen mit Wasser zur Pufferung in den kühlschrank.
- Überwache mit einem Universal Thermostat (UT300): aus
- Öffne den kühlschrank 1-2 pro woche kurz zur Sauerstoffversorgung.
- Plane 3–5 monate Ruhe ein.
Überwinterungsgrube im Freiland
Als Alternative: frostsichere, rattensichere Grube unter einem Frühbeet in hausnähe. Fülle ausreichend erde und laub.
Die Tiere graben sich meist selbst ein. So regulieren sie ihre Lage und den Gasaustausch natürlicher als im warmen Keller, wo ein winterschlaf irreführend wäre.
Vorbereitung vor dem Beginn: Beleuchtung, Umgebungstemperatur und Futter
Starte vier Wochen vor dem Termin mit einem festen Plan für Licht, Temperatur sowie einem Tierarzt-Check. So gleitet die schildkröte langsam in den Ruhemodus.
Schrittweise Reduktion im Gehege und Terrarium
Im Frühbeet reduzierst Du woche für woche die Beleuchtungsdauer der PAR38; von 9–14 Uhr auf 9–11 Uhr. Gleichzeitig senkst Du die Schaltschwellen des Dunkelstrahlers schrittweise von 13 grad auf 7 grad.
Im terrarium kürzt Du die UV-Wärmelampe in vier wochen von 6 auf 2 Stunden. Die Umgebungstag-Temperatur fährst Du von 19–20 grad auf 10–11 grad; nachts von 13–15 grad auf 6–8 grad.
Gesundheitscheck: Tierarzt, Parasitenkontrolle, welche Tiere nicht dürfen
Lass im Spätsommer einen tierarzt-Check machen; Parasitenkontrolle gehört ins Hochsommerprogramm. Kranke oder trächtige Tiere sind vom kalten Winterschlaf ausgeschlossen; sie bleiben im warmen terrarium.
- Ab Woche 2 stellt die nahrungsaufnahme meist selbst ein; bitte nicht hungern lassen.
- Keine warmen Badeversuche zur Darmentleerung; das schadet mehr als es hilft.
- Halte das Substrat aus erde leicht feucht; Staunässe vermeiden.
Plane mehrere monate Vorlauf im haus; so lässt sich der sichere Transfer in Woche 4 stressfrei durchführen.
Monitoring während der Winterruhe: Gewicht, Feuchte, Kontrolle im Kühlschrank
Mit einfachen Messungen erkennst Du Probleme frühzeitig. So schützt Du Gewicht, Atmung und Lebensfunktionen während der Ruhephase.
Gewicht im Blick: Toleranzen pro Woche und über Monate
Wiege das gewicht Deiner Tiere regelmäßig, zum Beispiel alle 4–5 wochen, und dokumentiere die Werte pro woche sowie im Monatsverlauf.
Liegt der Verlust im Verlauf bei mehr als 10 %, ist das ein klarer fall zum Auswintern und zur tierärztlichen Abklärung.

Alarmzeichen und Eingreifen: zu warm, zu nass, auffällige Atmung oder Verlust
Kontrolliere temperatur und Feuchte konstant mit einem verlässlichen Thermostat. Der Fühler sollte im Substrat liegen.
Substrat nur leicht feucht halten (ca. 55 %); Luftfeuchte 50–70 %. Zu nasses Milieu (>80 %) behindert Atmung und Gasaustausch.
- Öffne den kühlschrank kurz 1–2x pro woche zur Sauerstoffversorgung, ohne starke Temperatursprünge.
- Achte auf Alarmzeichen: auffällige Atmung, häufiges Umsetzen, klamme Umgebung oder anhaltender Gewichtsverlust.
- Kranke Tiere dürfen nicht kalt überwintert werden; junge Tiere ab dem ersten Jahr können Ruhe halten.
Bleib bei der Überwachung ruhig und konsequent. Schildkröten dürfen in der Ruhe gelassen werden, aber regelmäßige Kontrollen sichern eine sichere überwinterung.
Arten-Überblick: Welche Schildkröten wie lange und bei welchen Temperaturen ruhen
Hier siehst Du, welche Tiere wie viele monate ruhen und welche umgebungstemperatur sinnvoll ist.
Europäische Landschildkröten
Viele landschildkröten aus Südeuropa folgen einem ähnlichen Plan. Testudo hermanni boettgeri ruht etwa 4–5 monate bei 4–6 Grad. T. h. hermanni, T. marginata und T. graeca ibera benötigen meist 3–5 monate im gleichen temperaturfenster.
Die Vierzehenschildkröte (Testudo horsfieldii) bevorzugt 4–5 monate noch kühler bei ca. 2–5 Grad.
Wasser- und Ausnahmen
Bei wassernahen Arten hängt die Strategie stark von der Herkunft ab. Manche gehen in echte winterstarre (z. B. Europäische Sumpfschildkröte 3–5 monate bei 4–6 °C).
Andere zeigen nur verminderte Aktivität und brauchen höhere temperaturen (z. B. Gelbwangen-Schmuckschildkröte: 15–20 °C oder regional 4–6 °C).
- Prüfe die art-genauen Angaben vor jeder überwinterung.
- Halte die temperaturen stabil, um Stress zu vermeiden.
- Zum ende richtest Du Dich nach Witterung oder leitest die kontrollierte Aufwachphase ein.
Aufwachen und behutsamer Neustart: Vom Kühlschrank bis zum ersten Futter
Nach der Ruhephase folgt ein behutsamer Neustart, der Kreislauf und Verdauung schont. Plane die ersten Tage genau und arbeite Schritt für Schritt.
Im kühlschrank hebst Du die grad langsam an: Tag 1 auf 6–8°C, Tag 2 auf 10–12°C, Tag 3 auf 14–16°C, Tag 4 auf 18–20°C. Bringe die umgebungstemperatur über mehrere tage auf etwa 12°C, bevor Du die Box in einen hellen, kühlen Raum stellst.
Temperaturen, Beleuchtung und erster Sonnenplatz
Steigere die beleuchtung moderat. Fünf Tage nach dem vollen Aufwachen richtest Du einen Sonnenplatz mit 35–40°C ein.
- Tag 5: Wärmelampe ~3 Stunden bei 38–40°C.
- Tag 6: Wärmelampe ca. 6 Stunden, 35–40°C.
- Woche für Woche: zuerst Temperatur, dann Licht, zuletzt Aktivierung des Sonnenplatzes.
- Futter gibst Du erst, wenn die Tiere aktiv sind; meist 3–5 Tage nach dem Aufwachen.
- Frisst das Tier auch nach einigen wochen nicht, suche den tierarzt auf.
Zum ende achte auf Hydrierung. Ein kurzes lauwarmes Bad kann helfen, falls es artgerecht ist. Vermeide ein zu schnelles Hochdrehen nach mehreren monaten Ruhe.
So setzt du es jetzt um: Deine Winterruhe-Strategie für diesen Winter
Zeit, die Theorie in die Praxis umzusetzen: Hier kommen klare tipps für Deine Checkliste.
Beginn im Spätsommer: Art bestimmen, Tierarzt-Check, Setup planen mit kühlschrank oder frostsicherer Grube und einer passenden überwinterungsbox. Zieltemperatur 4–6 grad, Ruhephase meist 3–5 Monate.
Richte Substrat aus erde auf, lege Laub obenauf, halte es leicht feucht. Senke im terrarium Licht und umgebungstemperatur über vier Wochen, die nahrungsaufnahme endet selbstbestimmt.
Führe die überwinterung kontrolliert durch, stabilisiere temperaturen mit Thermostat, nutze Wasserflaschen als Puffer. Schildkröten dürfen in dieser Zeit in Ruhe bleiben, wiege regelmäßig, dokumentiere wo nötig.
Öffne kurz 1–2x pro Woche zur Sauerstoffzufuhr, prüfe Feuchte. Bei Alarmzeichen, zu warm, zu nass, auffälliger Atmung oder >10% Gewichtsverlust, brich die Ruhephase im Fall ab.
Nach mehreren Monaten: langsames Aufwärmen, erster Sonnenplatz 35–40 °C, dann Futter anbieten. Die winterruhe schildkröte braucht Zeit, nahrungsaufnahme kann verzögert starten.
Passe die Strategie an die landschildkröte an, sammle Deine wichtigsten Punkte in einer jährlichen Checkliste, so wird jede Überwinterung planbar und sicher.

