Landschildkröten auf die Winterruhe vorbereiten: So klappt es stressfrei

Landschildkröten auf Winterruhe vorbereiten

Viele mediterrane Arten, etwa die Griechische, zeigen ab dem ersten Lebensjahr eine natürliche Winterstarre. Diese Phase gehört zum Jahresrhythmus und schützt Deine schildkröten, wenn Du sie richtig begleitest.

Es gibt zwei erprobte Wege: eine Überwinterungsbox bei konstanter temperatur von 4–6°C im kühlschrank oder eine frostsichere Grube unter einem frühbeet als naturnahe Lösung. Beide Methoden brauchen leicht feuchtes Substrat, Buchenlaub als Deckung und wöchentliches kurzes Lüften.

Plane die dauer auf etwa 3–5 monate und kontrolliere regelmäßig Gewicht und Zustand. Verzichte auf erzwungene Darm-Entleerung oder Hungernlassen. Kranke Tiere dürfen nicht kalt überwintern; hier ist tierärztlicher Rat nötig.

In diesem Artikel zeige ich Dir, wie die vorbereitung Schritt für Schritt gelingt, welche Ausrüstung sinnvoll ist und wie Du typische Fehler vermeidest.

Warum Winterstarre für Landschildkröten unverzichtbar ist

Die Winterstarre ist für viele mediterrane Schildkröten ein lebenswichtiger Jahresrhythmus. Sobald temperaturen in den einstelligen Bereich fallen, stellt sich ihr Stoffwechsel auf Ruhe um.

Die optimale Überwinterungstemperatur liegt bei 4–6°C. In diesem Bereich sind die tiere vollständig inaktiv. Atem- und Pulsfrequenz laufen auf Sparflamme und Fettabbau findet nicht statt.

Bei ungefähr 8°C beginnt ein unvollständiger Fettabbau. Das kann auf Dauer leberschädigende Zwischenprodukte erzeugen und die Gesundheit gefährden.

  • Die winterstarre ist kein optionaler Winterschlaf, sondern eine Gesundheitsgrundlage.
  • Für griechischen landschildkröten sichert sie Verdauung, Knochen- und Panzerentwicklung.
  • Die Dauer beträgt meist 3–5 Monate und gibt Dir Planungssicherheit.
  • Zu warme Überwinterungsorte verhindern Regeneration und führen zu Folgeproblemen.

Vorbereitung ab Spätsommer: Gesundheit, Umfeld und Feuchtigkeit im Blick

Im Spätsommer legst du die Basis: Gesundheit prüfen, Mikroklima sichern. Plane den beginn der vorbereitung bereits im Juli/August und lass frischen Kot auf Parasiten untersuchen.

Kotuntersuchung und Parasitenmanagement

Eine Kotprobe deiner schildkröte im Hochsommer entdeckt Parasiten frühzeitig. Bei Bedarf erfolgt eine gezielte Behandlung durch den Tierarzt.

Wasserangebot und Substrat richtig handhaben

Stelle täglich frisches wasser bereit. Gut hydrierte schildkröten reduzieren das Risiko von Gewichtverlust.

Halte das substrat immer leicht feucht: Erde 30–60% (optimal ~55%), Luftfeuchte 50–70%.

  • Steuere Feuchte pragmatisch per Fingerprobe: „leicht feucht“ heißt: Erde klumpt minimal, ohne zu tropfen.
  • Vermeide Staunässe — zu nass stört die Atmung im Boden.
  • Sorge im freigehege und Frühbeet ab September/Oktober für technische Unterstützung.
  • Nutze die kommenden wochen, um Technik, Abdeckungen und Schutz in Ruhe zu prüfen.

Licht- und Temperaturreduktion vor dem Beginn: Schrittweise runterfahren

Ein langsamer Abfall von Beleuchtung und Temperaturen hilft der Umstellung besser als ein abruptes Aus. So passt sich der Stoffwechsel an und Stress bleibt gering. Plane klare Schritte über vier wochen und halte Messwerte schriftlich fest.

Frühbeet / Freigehege: Wochenplan

Woche 1: PAR38 9–14 Uhr, Dunkelstrahler nachts unter 13°C.

Woche 2: PAR38 9–13 Uhr, Dunkelstrahler unter 11°C.

Woche 3: PAR38 9–12 Uhr, Dunkelstrahler unter 9°C.

Woche 4: PAR38 9–11 Uhr, Dunkelstrahler unter 7°C; dann aus.

Terrarium: Wochenplan

Woche 1: UV‑Wärmelampe 5 stunden, Tag 19–20°C / Nacht 13–15°C.

Woche 2: 4 stunden, 17–18°C / 10–12°C.

Woche 3: 3 stunden, 14–15°C / 8–12°C.

Woche 4: 2 stunden, 10–11°C / 6–8°C; dann Abschaltung und Überführung.

Nahrungsaufnahme und Darm

Ab der zweiten woche stellt sich die nahrungsaufnahme oft selbst ein. Biete trotzdem sparsam an und zwinge nichts.

  • Keine Warmbäder zur Darmentleerung.
  • Keine harte Abschaltung von Licht oder Wärme.
  • Miss die umgebungstemperatur an Boden und Verstecken, nicht nur unter der Lampe.

Landschildkröten auf Winterruhe vorbereiten: Methoden, Temperaturen, Dauer

Für die sichere überwinterung hilft die Wahl der Methode: kontrollierter Kühlschrank oder naturnahe Grube im Frühbeet.

Im kühlschrankprofitierst Du von präziser temperaturführung bei 4–6°C. Leicht feuchtes Substrat, wöchentliches kurzes Lüften und PET‑Flaschen als Puffer minimieren Schwankungen.

Die Grube im frühbeet ist naturnäher. Baue sie frostsicher und rattensicher, decke mit Buchenlaub ab und nutze einen Thermotimer plus Dunkelstrahler für Kältespitzen.

  • Entscheide: kühlschrank = maximale Kontrolle, frühbeet = natürliche Pufferung.
  • Halte temperaturen stabil bei 4–6°C; das macht die Tiere inaktiv und schont Reserven.
  • Plane die Monate je nach Art: T. h. boettgeri oft 4–5 Monate, T. h. hermanni 3–5 Monate; T. marginata und T. graeca ibera meist 3–5 Monate.
  • Dokumentiere Start/Ende, Temperatur- und Feuchtewerte, und prüfe gemischte Bestände artgerecht.

Mit dieser Methode wählst Du Sicherheit statt Zufall und gibst Deinen schildkröten beste Chancen für eine stressarme winterruhe.

Kühlschrank-Überwinterung sicher umsetzen

Mit einem eigenen Kühlschrank kannst Du Temperaturschwankungen minimieren und sicher überwachen. Vorher teste das Gerät leer auf Stabilität und leiseren Betrieb.

Ausrüstung und Setup

  • Separater, vibrationsarmer kühlschrank; Temperatur im Leerbetrieb prüfen.
  • Überwinterungskiste aus Holz oder PVC mit Luftlöchern.
  • Universal‑Thermostat (z. B. UT300) und Hygrometer (50–70% Luftfeuchte).

Kiste befüllen

Fülle lockeres, grabfähiges substrat (ca. 55% Anfangsfeuchte). Ergänze mit etwas erde und decke oben mit trockenem laub oder Sphagnum ab.

Feuchte, Sauerstoff und Temperatur

Halte das Substrat immer leicht feucht: Fingerprobe statt Dauerbewässerung. Öffne die Tür 1–2× pro Woche kurz (Sekunden bis wenige Minuten) für Frischluft.

Stelle die temperatur stabil auf 4–6°C. Platziere den Fühler im substrat nahe den schildkröten und nutze PET‑Flaschen mit Wasser als thermische Masse.

  • Kein Minusbereich, keine dauerhaften 8°C.
  • Keine lauten Kompressorschläge; Türkontakte abkleben, um Lichtstörungen zu vermeiden.
  • Kontrollen kurz halten, nicht stundenlang stören.

Überwinterungsgrube unter dem Frühbeet: natürlich und frostsicher

Eine frostsichere Grube im Frühbeet bietet eine naturnahe Lösung, die viele Halter bevorzugen. Sie nutzt Erdmasse als Puffer und lässt die Tiere in ruhiger Kühle liegen.

frühbeet

Frost- und Nagerschutz, Thermotimer und Dunkelstrahler

Grube so planen, dass Frost nicht eindringt und Nager keine Chance haben. Verwende stabiles Schutzgitter und eine frostsichere Abdeckung.

Ein Thermotimer schaltet bei tiefen temperaturen den Dunkelstrahler zu. So fängst Du kalte Nächte ab, ohne ständig einzugreifen.

Laubdecke und Substratpflege

Fülle die Kuhle mit lockerem substrat und erde; halte die Feuchte bei 30–60%. Keine Staunässe, nur leicht feucht.

Deck die Grube dick mit Buchenlaub ab. Laub dient als Verdunstungsschutz und bleibt vergleichsweise schimmelarm.

  • Vermeide ungeeignete keller ohne konstante 4–6°C.
  • Beobachte Deine schildkröten im freigehege dezent.
  • Plane Kabel, Schutzgitter und Entwässerung gegen Starkregen und Kälteeinbrüche.

Kontrolle während der Winterruhe: Sicherheit geht vor

Während der Ruhezeit schützt Du Deine Schildkröten am besten durch kurze, regelmäßige Kontrollen. So erkennst Du Probleme früh und kannst schnell reagieren.

Gewicht und Sichtkontrolle

Wiege die Tiere etwa einmal im Monat. Bei mehr als 10% Gewichtsverlust solltest Du die winterstarre abbrechen und Ursachen klären.

Führe kurze Sichtkontrollen durch, ohne lange zu stören. Prüfe Substratfeuchte, Schimmel, Geruch und Kondensat.

Kritische temperaturen vermeiden

Halte die temperaturen stabil zwischen 4–6°C. Werte um 8°C fördern unvollständigen Fettabbau und können Leberprobleme auslösen.

Meide Keller oder Lichtschächte mit ~8°C, wenn keine exakte Steuerung möglich ist.

Kranke tiere warm überwintern

Erkrankte Tiere gehören nicht in die Kälte. Überwintere sie warm im Terrarium mit einem Sonnenplatz von 35–40°C und tierärztlicher Begleitung.

  • Wiege behutsam: >10% Verlust = Auswintern und Tierarztcheck.
  • Wöchentlich kurz lüften (Kühlschrank‑Methode), Substrat leicht feucht halten.
  • Nutze externe Temperaturaufzeichnung: Trends sind wichtiger als Einzelwerte.
  • Sobald temperaturen länger steigen, plane das geregelte Auswintern ein.

Stressfreies Aufwachen: Temperaturen behutsam anheben und umsetzen

Das behutsame Anheben der Temperatur entscheidet oft über ein stressfreies Ende der Ruhephase. Plane das Ende mit einem klaren Stufenplan und vermeide plötzliche Sprünge.

Stufenplan vom Kühlschrank ins Frühbeet

Bei Kühlschrank‑Überwinterung stelle die Boxen Ende Februar ins vorbereitete Frühbeet. Erhöhe die umgebungstemperatur kontrolliert:

  • Tag 1: 6–8°C
  • Tag 2: 10–12°C
  • Tag 3: 14–16°C
  • Tag 4: 18–20°C

Erste Tage danach: Wasser, Sonnenplatz, Futter und Gesundheitscheck

An Tag 5 gib einige Stunden gezielte Wärme (ca. 38–40°C). An Tag 6 verlängere die Bestrahlung auf etwa 6 stunden bei 35–40°C.

Stelle frisches wasser bereit und biete vorsichtig erstes futter an. Die schildkröte zeigt, wie viel sie frisst.

Beobachte Atmung, Aktivität, Augen, Nase und Panzer. Dokumentiere das Ende: Datum, umgebungstemperatur und erste Nahrungsaufnahme. Bei Auffälligkeiten sofort tierärztlich prüfen lassen.

Dein Fahrplan für den Winter: kompakte Checkliste und Zeitachsen

Dieser kompakte Fahrplan fasst Zeitachsen und Kontrollpunkte für eine sichere Überwinterung zusammen.

Beginn: Juli/August Kotprobe und Gesundheitscheck. Ab September/Oktober Licht und Wärme im Freigehege stufenweise stützen. Plane die vierwöchige Reduktionsphase für Frühbeet oder Terrarium.

Überführung: Kisten in den kühlschrank bei 4–6°C für etwa 3–5 Monate oder frostsichere Grube mit Laub und Thermotimer wählen. Wöchentlich kurz lüften.

Feuchte: Substrat/Erde immer leicht feucht halten (30–60%), Luft 50–70%. PET‑Flaschen stabilisieren Temperaturen.

Kontrollen: Monatlich Gewicht prüfen, kurze Sichtchecks jede Woche. Vermeide 8°C‑Zonen und ungeeignete Keller. Kranke Tiere warm im Terrarium (Sonnenplatz 35–40°C) halten.

Ende: Folge dem Stufenplan Tag 1–6, dann Wasser, Futter und Health‑Check anbieten; dokumentiere Datum und Umgebungstemperatur.

Redaktion
Redaktion

Wer schreibt hier? Ich bin Christian, 33 Jahre alt und komme aus Hannover. Meine Leidenschaft zur Tierwelt habe ich im frühen Alter erlangt. Zusammen mit Hunden, Katzen, Vögeln und Kaninchen als Haustieren, habe ich jahrelange praktische Erfahrung erlernen dürfen. Viel Spaß beim Stöbern! Viele Grüße, Christian

tierfalt.de
Logo