Fütterung von Schildkröten vor und nach der Winterruhe

Schildkröten füttern vor und nach der Winterruhe

Inhaltsverzeichnis

In diesem kurzen Einstieg bekommst Du klare Tipps für die sanfte Rückkehr ins Frühjahr. Ich erkläre, wie Du die Temperatur schrittweise anhebst und wann die erste Mahlzeit sinnvoll ist.

Beim Aufwecken erhöhe die Temperatur über mehrere Tage bis etwa 12 °C. Stelle die Überwinterungsbox hell und kühl auf. Öffne den Kühlschrank 1–2 Mal pro Woche zur Sauerstoffversorgung.

Warte ein paar Tage nach dem kompletten Aufwachen mit der ersten Fütterung. Etwa fünf Tage später sollte ein Sonnenplatz mit 38–40 °C bereitstehen, damit die Verdauung wieder startet.

Für mediterrane Arten ist eine Lagerung bei 4–6 °C in lockerer Erde oder feuchtem Laub optimal. Vermeide zu hohe Werte um 8 °C, da sie Fettabbau und Leberprobleme fördern können.

Im weiteren Text bekommst Du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu Ablauf, Kontrollen und bewährten Futtermitteln.

Winterruhe, Winterstarre oder Winterschlaf? Was Du wirklich wissen musst

Viele Halter verwechseln Winterschlaf mit Winterstarre – das führt zu Fehlern beim Beginn der kühlen Zeit.

Bei mediterranen landschildkröten wie Testudo hermanni, T. marginata oder T. graeca ibera ist die Winterstarre normal. Die Phase dauert je nach Art meist 3–5 monate. Beispiel: T. hermanni hermanni 3–5 monate, T. hermanni boettgeri oft 4–5 monate.

Nicht alle tiere ruhen: Arten wie Malacochersus aus Tansania/Kenia zeigen keine Starre. Für diese tier darf keine Kühlpause geplant werden.

  • Winterstarre ist der korrekte biologische Begriff; Winterschlaf bleibt umgangssprachlich.
  • Die Länge der Ruhe hängt von Herkunft und Art ab.
  • Physiologisch senkt sich Stoffwechsel und Atmung; stabile Kälte ist wichtig.

Plane die Vorbereitung Monate vorher. Ein sauberer Beginn reduziert Risiken und hilft, die Gesundheit zu schützen.

Vorbereitung vor der Winterruhe: Futter, Licht und Umgebungstemperatur schrittweise anpassen

Mit klaren Wochenzielen für Beleuchtung und Temperaturen leitest Du die Umstellung sicher ein. Plane die Schritte drei bis vier Wochen im Voraus und beobachte die Tiere täglich.

Nahrungsaufnahme rechtzeitig selbstständig auslaufen lassen

Lasse die nahrungsaufnahme von selbst ausklingen. Ab etwa der zweiten woche reduziert sich der Appetit natürlich; setze keinen Futterentzug ein.

Reduktionsplan im Freigehege und Frühbeet

  1. Woche 1: PAR38 9–14 Uhr, Dunkelstrahler
  2. Woche 2: PAR38 9–13 Uhr, Dunkelstrahler
  3. Woche 3: PAR38 9–12 Uhr, Dunkelstrahler
  4. Woche 4: PAR38 9–11 Uhr, Dunkelstrahler

Reduktionsplan im Terrarium

  • Woche 1: UV-Wärmelampe 5 stunden, Tag 19–20 °C / Nacht 13–15 °C.
  • Woche 2: 4 stunden, Tag 17–18 °C / Nacht 10–12 °C.
  • Woche 3: 3 stunden, Tag 14–15 °C / Nacht 8–12 °C.
  • Woche 4: 2 stunden, Tag 10–11 °C / Nacht 6–8 °C; danach Überführung bei 4–6 °C.

Gesundheitscheck, Gewicht und Parasitenkontrolle

Führe im Hochsommer eine Kotprobe durch und wiege die Tiere regelmäßig. Kranke Exemplare dürfen nicht kalt überführt werden.

Überwinterungsmethoden: Kühlschrank, Überwinterungsbox oder Grube im Freiland

Für die Überwinterung gibt es drei gängige Wege, die sich in Aufwand und Kontrolle deutlich unterscheiden.

Kühlschrank: kontrollierte 4–6 Grad

Der kühlschrank bietet präzise Temperatursteuerung bei 4–6 grad. Nutze einen separaten Kühlschrank und eine passende überwinterungsbox mit lockerem substrat.

Ein Universal-Thermostat (z. B. UT300) mit Fühler im erde/substrat sorgt für Schaltpunkte: Aus bei <3,5 °C, Ein bei 6,5 °C. Lege PET‑Flaschen als Puffer hinein.

Grube unter dem Frühbeet: natürlich und sicher

Die grube ist frostsicher und rattensicher gebaut. Tiere finden natürliche Bedingungen und graben sich selbst ein.

Prüfe nachts im Frühjahr, dass die Temperatur nicht unter 10 grad fällt. Bei Bedarf mit Thermo‑Timer oder einem kleinen Dunkelstrahler absichern.

Ausstattung der Überwinterungsbox

  • Lockere erde als Substrat; leicht feucht halten.
  • Buchenlaub oder Sphagnum moos obenauf gegen Austrocknen.
  • Sauerstoffversorgung: Küchentür 1–2 Mal pro Woche kurz öffnen.
  • Planbare Dauer: etwa 4 Monate, je nach landschildkröte.

Parameter im Blick: Temperatur, Feuchtigkeit und Kontrolle während der Winterruhe

Temperaturen und Feuchte musst Du aktiv überwachen, nicht nur einmal einrichten. Nur so schützt Du Tiere vor stillem Schaden durch falsche Werte.

Optimalbereich: 4–6 °C und Risiken bei 8 °C

Halte die temperatur streng im Bereich 4–6 grad. Bei diesen Werten sind Herzschlag, Atem- und Pulsfrequenz auf ein Minimum reduziert und kein Fettabbau läuft ab.

Steigt die temperatur auf etwa 8 grad, beginnt unvollständiger Fettabbau. Das erzeugt leberschädigende Zwischenprodukte und erhöht das Risiko für Stoffwechselstörungen.

Feuchte im Substrat, Luftfeuchte und Gewichtskontrolle

Das Substrat sollte immer leicht feucht sein, ideal um ca. 55 % (Bereich 30–60 %). Prüfe die Feuchte per Fingerprobe und vermeide Durchnässung.

Zu nasses Material (≥80 %) behindert den Gasaustausch und kann die atmung schwächen, besonders wenn Tiere sich vollständig eingraben.

  1. Überwache die Luftfeuchte im Bereich 50–70 %.
  2. Wiege monatlich; bei mehr als 10 % Gewichtsverlust sofort auswintern.
  3. Nutze zuverlässige Thermometer und Hygrometer; dokumentiere temperaturen im Substrat und Raum laufend.

Bei Abweichungen sofort Gegenmaßnahmen einleiten, etwa Thermostat justieren oder Substrat anpassen. So bleiben Stoffwechsel und Schutzfunktionen im sicheren Minimum.

Auswinterung step-by-step: vom Kühlschrank in die Aktivität

Ein strukturierter Tagesplan hilft, die Auswinterung sicher und stressarm zu gestalten. Beginne langsam und dokumentiere die Reaktionen jeden tag.

Temperaturen über Tage langsam anheben und hell-kühl platzieren

Stelle die Box aus dem kühlschrank und erhöhe die Temperatur schrittweise: Tag 1: 6–8 grad, Tag 2: 10–12 grad, Tag 3: 14–16 grad, Tag 4: 18–20 grad.

Wenn rund 12 °C erreicht sind, stelle die Überwinterungsbox an einen hellen, kühlen Ort. So wachst die Tiere sanft auf.

Lauwarme Bäder und Beobachtung von Atmung, Bewegung, Augen

Gib lauwarme Bäder 1–2× pro Woche, ca. 20 Minuten bei etwa 25 °C. Das regt Kreislauf und Verdauung an.

Kontrolliere täglich Atmung, Bewegung und Augen. Notiere Auffälligkeiten und reagiere schnell bei schlechter Reaktion.

Wann ins Terrarium oder Freigehege? Umgebungstemperaturen im Blick

Richte in den ersten Tagen kurze Wärmestunden ein: ab Tag 5 etwa 3 stunden mit einem 38–40 °C Sonnenplatz, am Tag 6 bis zu 6 stunden mit 35–40 °C.

  1. Bei anhaltend kühlen Außenwerten zuerst ins Terrarium.
  2. Sobald temperaturen stabil sind, vorsichtig ins Freigehege setzen.
  3. Vermeide plötzliche Wechsel von kalt auf warm.

Schildkröten füttern vor und nach der Winterruhe

Richtiges Futtermanagement rund um die Kühle schützt Energiehaushalt und Darmflora Deiner Tiere.

schildkröte anfütterung

Vor der Überwinterung: Nicht erzwingen und kein Darmentleeren

Lasse das Fressen selbstständig ausklingen. Zwinge keine Nahrungsaufnahme; die Tiere regulieren ihren Bedarf.

Verzichte auf erzwungene Warmbäder zum vollständigen Darmentleeren. Ein gefüllter darm liefert minimale Nährstoffe in der Ruhe und das Entfernen kann lebensgefährlich sein.

Erste Nahrungsaufnahme nach dem Aufwachen

Beginne mit Futter erst einige Tage nach vollständigem Aufwachen. Stelle zuvor einen Sonnenplatz mit 38–40 grad bereit.

Erwarte anfänglich geringe Fresslust. Kleine Portionen und kurze Wärmestunden unterstützen die Verdauung.

Schonende Anfütterung: Rohfaserreiche Mischungen

Biete rohfaserreiche Kräuter- und Gräsermischungen an, etwa AGROBS Testudo Herbs/Fibre. Solche Mischungen stabilisieren die Darmflora.

  • Langsam steigern statt große Mengen geben
  • Bei kühlen Außentemperaturen erst im terrarium anfüttern
  • Dokumentiere, welche landschildkröten wann wieder fressen

Warnzeichen und Sonderfälle: Wann zum Tierarzt, welche Arten winterstarren nicht?

Nicht jede Schwäche ist harmlos — erkenne früh kritische Symptome und reagiere gezielt.

Typische Alarmzeichen nach dem Aufwachen

Werde aktiv, wenn Dein Tier über mehrere Tage kaum frisst, sehr träge bleibt oder Durchfall zeigt.

Sorge dafür, dass Du das Gewicht täglich vergleichst. Bei deutlichem Gewichtsverlust suche zeitnah einen reptilienkundigen tierarzt auf.

Artenhinweise und besondere Fälle

Mediterrane landschildkröten zeigen meist eine winterstarre von etwa 3–5 monate. Sie gehören in die kontrollierte Kühle.

Arten wie Malacochersus halten keine Starre. Kranke tiere darfst Du auf keinen Fall kalt überwintern; in solchen Fällen warm halten und behandeln lassen.

  • Bei andauernder Appetitlosigkeit >7 Tage: tierarztkontakt.
  • Starker Durchfall oder Schwäche: sofortige Untersuchung.
  • Mehr als 10 % Gewichtsverlust: Notfallbehandlung nötig.
  • Beurteile jeden fall individuell und dokumentiere Beobachtungen.
  • Regelmäßige Gesundheitschecks in Deinen Jahresplan integrieren.

Häufige Fehler vermeiden: Keller-Überwinterung, zu nasses Substrat, Eingraben durch den Halter

Ein paar einfache Regeln verhindern, dass die Überwinterung zur Gesundheitsfalle wird. Achte auf Standort, Feuchte und Temperatur.

Risiken falscher Temperaturen und warum der Kühlschrank oft die sichere Wahl ist

Viele Keller liegen um oder über 8 °C. Solche temperaturen fördern unvollständigen Fettabbau und können langfristige Organschäden verursachen.

Wenn Dein haus keine konstante kühle Ecke bietet, ist die Kühlschrank‑Überwinterung oft die beste Alternative. Sie erlaubt präzise temperaturführung und reduziert Risiken.

Substrat, Atmung und die richtige Luft‑ und Bodenfeuchte

Fülle die Überwinterungsbox mit lockerer erde und lege oben Laub oder Sphagnum moos auf. So bleibt die Oberfläche stabil.

Halte das Substrat immer leicht feucht – rund 55 % (ideal 30–60 %). Zu nass (≥80 %) behindert die atmung und den Gasaustausch.

  • Verzichte auf ungeeignete Keller; Temperaturen um/über 8 °C sind gefährlich.
  • Nutze eine passende überwinterungsbox und grabe Tiere nicht selbst ein.
  • Prüfe feuchte mit der Hand und dokumentiere temperaturen regelmäßig.

So bringst Du Deine Schildkröte sicher durch Winter und Start in den Frühling

Konkrete Schritte für temperatur, feuchte und tägliche Kontrolle reduzieren Risiken. Halte die kühle Phase ideal bei 4–6 °C, am besten im separaten kühlschrank oder in einer sicheren Grube.

Substrat stets leicht feucht, Luftfeuchte 50–70 %. Öffne die Box 1–2× pro woche zur Sauerstoffversorgung. Nutze die Reduktionspläne im Terrarium und im Frühbeet als Fahrplan.

Die auswinterung erfolgt schrittweise: tageweise Temperatur erhöhen, ersten Sonnenplatz 38–40 °C bereitstellen, lauwarme Bäder 1–2× pro woche. Erste nahrungsaufnahme erst nach vollständigem Aufwachen. Beobachte Herzschlag, Aktivität, darm und Gewicht. Bei anhaltender Appetitlosigkeit, starkem Gewichtsverlust oder Durchfall sofort Tierarzt kontaktieren.

Redaktion
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Wer schreibt hier? Ich bin Christian, 33 Jahre alt und komme aus Hannover. Meine Leidenschaft zur Tierwelt habe ich im frühen Alter erlangt. Zusammen mit Hunden, Katzen, Vögeln und Kaninchen als Haustieren, habe ich jahrelange praktische Erfahrung erlernen dürfen. Viel Spaß beim Stöbern! Viele Grüße, Christian

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