In diesem kurzen Leitfaden zeige ich Dir, wie Du die richtige Vorbereitung für die winterstarre erreichst und welche Rolle die Fütterung spielt.
Die winterstarre ist der korrekte Begriff für mediterrane landschildkröten. Eine artgerechte überwinterung schützt Organe und verlängert das Leben Deiner tiere.
Optimal sind 4–6 °C im separaten kühlschrank oder konstant etwa +5 °C in einer frostsicheren Überwinterungsgrube unter dem Frühbeet.
Die Dauer liegt je nach Herkunft bei 3–5 monate, im Mittel rund 4 Monate. Öffne den Kühlschrank zur Sauerstoffversorgung 1–2 Mal pro Woche.
Achte auf leicht feuchtes Substrat, abgedeckt mit feuchtem Buchenlaub oder Sphagnum. Kranke Exemplare solltest Du warm halten und nicht kalt überwintern.
Ich erkläre später, wann die erste Mahlzeit nach dem Aufwachen sinnvoll ist und welche Kontrollen (temperatur, Feuchte, Sichtkontrolle) Du regelmäßig durchführen solltest.
Warum Fütterung rund um die Winterstarre anders funktioniert
Im Herbst senkt sich bei wechselwarmen tieren die Körperleistung stark. Die biologische Steuerung reduziert Aktivität, Appetit und Verdauung.
Winterstarre statt Winterschlaf: was in Deinem Tier passiert
Bei landschildkröten ist das kein Winterschlaf wie bei Säugern, sondern eine echte winterstarre. Ihre Körpertemperatur folgt der Umgebung.
Sinkende tage und weniger UV‑B führen zu Hormonänderungen. Daran erkennt das Tier, dass die nahrungsaufnahme zurückgeht.
Stoffwechsel auf Minimum: Atemfrequenz, Energiebedarf und Verdauung
Unter etwa 20 °C verlangsamen Enzyme die Verdauung. Bei 5 °C fällt die Herzfrequenz auf 3–5 Schläge pro Minute und die atmung auf wenige Züge.
Optimal sind 4–6 °C: Dann sind die tiere inaktiv, der Stoffwechsel läuft auf minimum und Fett wird kaum verbrannt. Liegen temperaturen um 8 °C, startet ein unvollständiger Fettabbau, der Organe schädigen kann.
- Poikilothermie: Du kannst die Starre nicht erzwingen, nur begleiten.
- Mikroklima entscheidet: präzise temperaturkontrolle schützt vor Stoffwechselproblemen.
- Mehr fressen hilft nicht: Kalte Verdauung kann Futter nicht verarbeiten.
Vorbereitung im Herbst: Futter langsam reduzieren, Wasser anbieten
Beginne die Vorbereitung Mitte Oktober und arbeite in klaren woche‑zu‑woche‑Schritten. So passt Du Beleuchtungsdauer sowie umgebungstemperatur an und gibst Deinen landschildkröten Zeit, sich zu beruhigen.
Zeitraum und Signale
Starte Mitte Oktober. Reduziere jede woche die Beleuchtungsdauer und senke die Anschalttemperatur. Im Frühbeet kannst Du z. B. eine PAR38 von 9–14 Uhr über vier Wochen auf 9–11 Uhr bringen.
Nahrungsaufnahme stellt sich selbst ein
Ab Woche 2 stellt sich die nahrungsaufnahme meist von allein ein. Eingreifen heißt nicht hungern lassen; begleite den Prozess und plane etwa zwei Wochen zwischen Stopp und Einwinterung ein.
Wasserzugang sichern
Biete ständig frisches wasser an und stelle eine flache Badeschale bereit. Das unterstützt die Teilentleerung ohne Zwangsbad. Prüfe rechtzeitig das substrat und lege Buchenlaub oder Sphagnum bereit.
- Im Terrarium: tags 10–11 °C, nachts 6–8 °C; UV‑Licht schrittweise von 6 auf 2 stunden.
- Im Freigehege/Frühbeet: Wärmelampe woche für woche reduzieren.
- Sobald temperaturen dauerhaft sinken, stellen nahrungsaufnahme und Aktivität sich ein.
Schildkröten füttern vor und nach der Winterruhe
Richtiges Management der nahrungsaufnahme rund um die winterstarre schützt die Gesundheit Deiner landschildkröten.
Vor dem Abtauchen reduzierst Du Futter nicht durch Entzug. Senke Licht und Temperatur schrittweise; die schildkröte stellt die nahrungsaufnahme selbst ein.
Warme Zwangsbäder, um den darm vollständig entleert zu bekommen, sind lebensgefährlich. Die Tiere nutzen kleine Restmengen im Darm während der starre als Notreserve.
- Biete täglich frisches wasser an und lass die Tiere entscheiden, ob sie noch kleine Happen nehmen.
- Während der winterstarre nicht füttern: Energie kommt aus Reserven und minimaler Verwertung des Darminhalts.
- Nach dem Aufwachen erst füttern, wenn die Körpertemperatur stabil ist; Qualität vor Menge.
Beginne die erste Kost mit leicht verdaulichen Wildkräutern und beobachte die nahrungsaufnahme mehrere Tage. Dauert die Appetitlosigkeit länger, kläre das mit dem Tierarzt.
Plane die gesamte überwinterung etwa auf vier Monate und richte Fütterungszeitpunkte am Aufwärmverlauf aus, nicht am Kalender.
Temperatur, Substrat und Feuchtigkeit: die Basis für die Überwinterung
Die richtige Temperatur, ein passendes Substrat und kontrollierte Feuchte bilden die Basis jeder gelungenen Überwinterung.
Optimale Temperaturen
Halte die temperatur während der winterstarre bei 4–6 °C im separaten kühlschrank oder konstant etwa +5 °C in einer frostsicheren überwinterungsgrube.
Im Kühlschrank nutze einen Thermostat (z. B. UT300) mit Fühler im substrat. Schaltpunkte um 3,5 °C aus / 6,5 °C ein sind praktikabel. Stabilisiere schwankungen mit mit Wasser‑PET‑Flaschen.
Substrat und Feuchtigkeit
Das substrat bleibt immer leicht feucht: lockere erde mit ca. 55 % Feuchte, oben feuchtes Buchenlaub oder Sphagnum als Deckschicht.
Zu nasses Material (>80 %) stört die atmung und fördert Fäulnis. Ziel-Luftfeuchte liegt bei 50–70 %; kontrolliere dies mit einem Hygrometer.
- Stabile temperaturen schützen Organe.
- Deckschicht reduziert Verdunstung und hält die Feuchtigkeit.
- Lass die schildkröte sich selbst eingraben; nie aktiv zuschütten.
- Öffne den Kühlschrank 1–2 Mal pro woche kurz zum Luftaustausch.
Kühlschrank- oder Freilandmethode: Einfluss auf Fütterungsrhythmus und Timing
Die Wahl zwischen kühlschrank und überwinterungsgrube beeinflusst Deinen Plan für Temperatur, Gewichtskontrolle und Futterstopp. Beide Methoden brauchen klare Abläufe, damit die tiere sicher durch die Monate kommen.
Kühlschrank: Wochenplan, Sauerstoff und Gewicht
Nutze einen separaten, erschütterungsarmen kühlschrank bei 3,5–6,5 °C. Stelle jede adulten in eine eigene box; Jungtiere 3–5 pro box sind möglich.
Boxen aus Plastik mit Luftlöchern, substrat etwas tiefer als Panzerhöhe und feuchtes Buchenlaub oben helfen bei Feuchtigkeit und Komfort.
Öffne die Tür 1–2 Mal pro Woche kurz für Sauerstoff. Wiege die tiere monatlich; maximaler gewichtverlust liegt bei 10 %.
Freiland‑überwinterungsgrube: Aufbau und Sicherheit
Für die grube brauchst Du 80–90 cm Tiefe, Drainage, engmaschigen Draht und Beschattung gegen Sonnenspitzen. So bleiben temperaturen nahe +5 °C.
- Wenn der keller über ~8 °C liegt, ist der kühlschrank die bessere Option.
- Plane die Ruhezeit je nach Herkunft auf 3–5 monate und richte das Fütterungs‑timing am Wochenplan der Temperatur‑ und Lichtreduktion aus.
- Achte auf einen Sensor im substrat für konstante temperatur und mäßige feuchtigkeit; kleine Abweichungen früh korrigieren.
Auswinterung: Schrittweise aufwärmen, dann erst die erste Mahlzeit
Die Auswinterung braucht ein klares Tagesprogramm, damit Herz und Verdauung stressfrei hochfahren.
Steigere die Temperatur Tag für Tag: Tag 1 auf 6–8 °C, Tag 2 auf 10–12 °C, Tag 3 auf 14–16 °C, Tag 4 auf 18–20 °C. So vermeidest Du Kreislaufstress und förderst langsames Aufwachen.
Am Tag 5 bietest Du einen heißen Sonnenplatz für etwa 3 Stunden bei 38–40 °C an. Am Tag 6 verlängerst Du die Lichtstunden auf rund 6 Stunden bei 35–40 °C. Das aktiviert die Sonnenwirkung im Stoffwechsel.

Wann die erste Nahrungsaufnahme starten
Erst nach kompletter Aufwärmphase beginnt die erste Nahrungsaufnahme. Warte, bis die Tiere aktiv laufen und die Körpertemperatur stabil bleibt.
Wenn die Schildkröte nicht frisst
Appetit ist anfangs oft gedämpft nach mehreren monate Ruhe. Achte auf Trinkverhalten, Kotabsatz und Gewicht.
- Wiege am Beginn und notiere das Gewicht.
- Halte die umgebungstemperatur nachts über 10 °C im Frühbeet.
- Bei fehlender Nahrungsaufnahme über mehrere tag Termin beim reptilienkundigen Tierarzt vereinbaren.
Häufige Fehler vermeiden: Futterentzug, zu warme Temperaturen, zu nasses Substrat
Achte auf einfache Regeln, damit typische Fehler die Überwinterung nicht gefährden.
Vermeide Futterentzug: die nahrungsaufnahme sollte sich im woche‑Plan selbst einstellen. Zwangsbäder, um den darm vollständig zu leeren, sind tabu.
Kontrolliere temperaturen: ein keller über 8 °C ist riskant. Ziel sind konstante Werte im minimum‑Bereich für eine sichere winterstarre.
Substrat und feuchtigkeit kritisch halten: erde locker, immer leicht feucht (~55 %). Zu nasse Erde hemmt den Gasaustausch.
Nutze pro Tier eine box, lüfte den kühlschrank kurz wöchentlich und reduziere beleuchtungsdauer schrittweise. So schützt Du landschildkröten bis zum ende der überwinterung.

