Gerade wenn der Hund noch ein Welpe ist, muss er in dieser Zeit viel lernen. Sie müssen sich in Sozialverhalten üben, sich in die Familie integrieren und stubenrein werden. Zahlreiche Erlebnisse prägen den Hund allerdings auch negativ, nicht selten passiert es, dass neue Verhaltensmuster neu eingelernt werden müssen. Damit diese Ziele schnell und effektiv erlernt werden können, gibt es eine Vielzahl an Halsbändern, unter anderem auch das Sprühhalsband. Nur was bringt dieses Halsband und zählt es noch als tiergerecht?
Das Grundprinzip des Sprühhalsbandes
Ziel des Sprühhalsbandes ist es, nicht gewünschtes Verhalten zu korrigieren und neues richtiges Verhalten zu lernen. Hierfür wird in dem Halsband ein Impuls in Form einer Sprühfunktion ausgelöst, der unverzüglich korrigiert wird. Der Hund verbindet somit die Bestrafung mit der Tat und lernt. Da er sicherlich nicht möchte, dass sich diese Korrektur wiederholt, versucht er das nicht gewünschte Verhalten nicht zu wiederholen.
Wirkungsvolle Einsatzgebiete
Meist kommt das Halsband mit Sprühfunktion zum Einsatz, wenn der Hund zum Beispiel in Dauergebell verfällt. Es gibt unterschiedliche Arten von Halsbändern wie zum Beispiel mit Vibration, mit Ultraschall, mit Warnsignal und mit der beliebtesten Funktion, der Sprühfunktion. Beginnt der Hund nun an zu bellen, vibriert sein Kehlkopf. Das Halsband reagiert auf diese Vibration und löst den Sprühstrahl aus, dieser ist völlig bedenkenlos, da es sich im Normalfall nur um Wasser mit Duftstoffen wie Lavendel oder Zitrone handelt.
Auch wird das Halsband wirkungsvoll und gerne bei Hunden verwendet, wo das Jagen nicht mehr kontrollierbar ist. Hierfür gibt es ein Sprühhalsband mit integriertem Sender, der mit einer Fernbedienung auch aus der Ferne gesteuert werden kann. Wichtig ist, dass vorher kontrolliert wird, dass das Halsband auch richtig sitzt und der Sprühstrahl richtung Nase zielt. Bei manchen Halsbändern kann man vorher auch ein Warnsignal in Form eines hohen Tons abgeben, bevor der Sprühstrahl ausgelöst wird. Man sollte allerdings nie vergessen, dass solch ein Halsband immer nur unterstützend zur hauptsächlichen Erziehung angewendet werden sollte.
Die Funktionen eines Sprühhalsbandes
Das Sprühhalsband gibt ein Gemisch aus Flüssigkeit ( mit Duftstoffen) und Gas ab, welches beim Auslösen den Hund erschrecken und von seinem Fehlverhalten abbringen soll. Dabei entsteht meist ein pfeifendes Geräusch, das beim Auslösen entsteht, da die Luft aus der Öffnung gepresst werden muss. Modellabhängig gibt es noch einen Warnton, bevor der Sprühstoß ausgelöst wird, er soll als Vorstufe vor der richtigen Korrektur dienen.
Damit der Hund erfolgreich mit einem Sprühhalsband umerzogen werden kann, benötigt man durchaus Erfahrung. Man sollte sich bereits mit der normalen Erziehung von Hunden beschäftigt haben und sich auch mit den Auswirkungen eines Sprühhalsbandes beschäftigt haben. Wird das Halsband falsch ausgelöst, kann der Hund nicht darauf reagieren oder verknüpft die Bestrafung im schlimmsten Fall auch noch falsch und steuert in eine Verhaltensstörung. Auch wenn die Korrektur mit einem solchen Halsband vielversprechend klingt, sollte man sich im Vorfeld die Anwendung von erfahrenen Züchern oder Hundetrainern zeigen lassen.
Halten Fachleute Sprühhalsbänder für sinnvoll?
Manch ein Hundetrainer verwendet Erziehungshilfen wie das Sprühhalsband gerne für diverse Härtefälle, die anders nicht therapierbar sind. Mögliche Einsatzgebiete sind unter anderem das ignorieren von einem Ruf, aktives Jagdverhalten, Fressen von Dingen im Freien oder ständiges Bellen.
Gerade körperlich ungestüme Hunde, die auf andere Methoden nicht reagieren, können durch den Einsatz eines Sprühhalsbandes wieder gut lenkbar sein. Dabei sollte das Halsband aber nie als Strafe benutzt werden, sondern eher als Ablenkung, um die Aufmerksamkeit des Tieres wieder für einen zu gewinnen und das falsche Verhalten abzubrechen. Reagiert der Hund gut darauf und zeigt das gewollte Verhalten, muss er unbedingt direkt belohnt werden.
Die Verwendung sollte gut durchdacht sein und anschließend auch konsequent eingesetzt werden. Dabei ist es wichtig, das Halsband nicht willkürlich in verschiedenen Situationen zu benutzen.
Ein automatisch auslösendes Halsband ist nicht empfehlenswert, da es nicht immer zuverlässig auslösen kann und somit das Risiko besteht, dass im falschen Moment korrigiert wird und der Hund nicht versteht warum. Ein solider Grundgehorsam sowie ein begleitendes Training mit einem Hundetrainer sind zusätzlich empfehlenswert.
Die TVT ( Tierärztliche Vereinigung) hat allerdings nachweisbar in ihren Merkblättern Nr. 51 ( Hundeerziehungshilfen) und Nr. 70 ( Tierschutzwidriges Zubehör) eine ablehnende Meinung zu Erziehungshalsbändern eingenommen.
Sie sehen den Gebrauch von Erziehungshalsbändern mit Sprühfunktion als tierschutzwidrig an, da es zu Angst und erhöhten psychischen Belastungen beim Hund führen kann.
Negative Gründe hierfür sind unter anderem:
Das Sprühhalsband arbeitet nach dem Prinzip der Bestrafung bzw. des Erschreckens des Hundes. Ein Hund kann ein falsches Verhalten allerdings nur mit dem unangenehmen Reiz verknüpfen, wenn der Sprühstoß innerhalb einer halben Sekunde nach Fehlverhalten erfolgt, ansonsten nicht. Eine Fehlverknüpfung ist somit schneller erreicht als eine richtige Korrektur.
Ein Sprühhalsband mit Automatikfunktion reagiert allerdings oft viel zu spät, was dazu führt, dass das Tier einen Sprühstoß mit Verhalten nicht verknüpfen kann. Eine Folge dessen kann Angst, Verunsicherung, Vertrauensverlust, Unverständnis und viel Stress bedeuten. Häufige Nebenwirkungen sind unter anderem auch andere zusätzliche Verhaltensauffälligkeiten wie erhöhte Nervosität oder Geräuschangst.
Befindet sich zum Beispiel genau in dem Zeitpunkt, zu dem der Sprühstoß ausgelöst wird, ein Kind, ein anderer Hund oder ein Jogger in der Nähe, kann der Hund das unangenehme Gefühl mit der Anwesenheit dieser in Verbindung bringen. Aus dieser Fehlverknüpfung können sich gefährliche Situationen entwickeln.
Auch bei der Bedienung mit einer Fernbedienung können Fehler entstehen, denn der Mensch muss verdammt schnell reagieren und das Gerät dann auch schnell auslösen können. Beide Faktoren erweisen sich als relativ unsicher und können zu den gleichen Problemen führen. Häufig wird die Ursache der Verhaltensauffälligkeit durch den Einsatz eines Halsbandes mit Sprühfunktion nicht behoben bzw. in vielen Fällen gar nicht erkannt. Der Hund versteht häufig nicht, was von ihm erwartet wird und er bricht eventuell sein Verhalten zwar ab, da er ein Wiederholen der Strafe nicht möchte, aber überhaupt nicht verstanden hat warum.
Somit wird das unerwünschte Verhalten nur unterdrückt und der Hund reagiert mit Angst, Stress, Hilflosigkeit und viel Unverständnis darauf. Bei den automatisch auslösenden Anti-Bell-Halsbändern sollte auch beachtet werden, dass das Bellen für einen Hund ein ganz normales Verhalten ist, das nicht bestraft gehört. Bellt ein Hund lange und anhaltend, sollte versucht werden den Hund besser zu verstehen und somit das Fehlverhalten mit anderen Erziehungsmethoden in Form von positiver Verstärkung zu beheben.
In kritischen Fällen kann auch unter fachkundiger Anleitung eine Verhaltenstherapie mit einem Trainer Erfolg bringen. Ein großer Nachteil von Halsbändern mit Sprühfunktion ist zudem, dass sie häufig auch auf andere Geräusche reagieren und auslösen, obwohl der Hund gar nicht gebellt hat, er wird somit eingeschüchtert und zu Unrecht bestraft. Ist der Hund sowieso schon unsicher, kann dies schnell zu noch mehr Angst und einer weiteren Verhaltensstörung führen.
Gibt es Alternativen zum Sprühhalsband?
Heutzutage sind Trainingsmethoden mit positiver Verstärkung anerkannt und beliebt. Das gewünschte Verhalten wird dabei belohnt und das falsche nicht, auch hier lernt der Hund, was richtig und was falsch ist. Ist der Hund motiviert und psychisch entspannt, kann er mit viel mehr Freude, stressfreier und schneller lernen. Das Vertrauensverhältnis zum Besitzer wird dabei gestärkt und nicht geschädigt.
Somit lässt sich erkennen, dass ein Sprühhalsband durchaus einen Hund aus seinen Verhaltensmustern herausbringen kann, es allerdings auch zahlreiche Nachteile für den Einsatz gibt. Ist das klassische Training mit einem erfahrenen Hundetrainer gut durchdacht, können hier nachhaltigere Erfolge erzielt werden.