Temperatur und Luftfeuchtigkeit bei der Winterruhe überwachen

Temperatur und Luftfeuchtigkeit bei Schildkröten Winterruhe

Die richtige Überwachung ist entscheidend, damit Deine schildkröten sicher durch die winterstarre kommen. In dieser Einführung erfährst Du kurz, welche Werte wichtig sind und warum sie Leben retten können.

Für mediterrane landschildkröten gelten 4–6°C als optimal. Ab etwa 8°C beginnt Fettabbau, der Leber schaden kann, wie Dr. Markus Baur von der Uniklinik München warnt.

Die Umgebung soll eine Luftfeuchte von 50–70% haben; das Substrat liegt ideal bei rund 30–60% mit etwa 55% als Zielwert. Zu nasses Substrat über 80% hemmt den Gasaustausch.

Praktisch empfehlen sich ein separater kühlschrank oder eine Grube im Frühbeet. Keller sind oft zu warm oder zu unstetig.

Du lernst hier einfache Wochenrhythmen, Lüftungsintervalle (Kühlschrank: Tür 1–2× pro Woche) und Messroutinen. So richtest Du ein Monitoring ein, das die tiere schützt ohne tägliche Störung.

Warum korrektes Monitoring in der Winterruhe lebenswichtig ist

Ein präzises Monitoring schützt Deine Tiere während der winterstarre vor unsichtbaren Schäden. Messungen bestimmen, wie tief der stoffwechsel herunterfährt und ob die Tiere sicher überwintern.

Winterstarre statt Winterschlaf: Was wirklich passiert

Europäische landschildkröten fahren ihren stoffwechsel stark herunter. Als wechselwarme Reptilien sinken Herzfrequenz und Sauerstoffbedarf; bei etwa 5°C schlägt das Herz nur noch 3–5-mal pro Minute.

Die starre ist ein natürlicher Jahreszyklus. Das Auslassen stört Hormone, Biorhythmus und Immunsystem, besonders bei Jungtieren. Deshalb ist korrektes Monitoring entscheidend.

Risiken falscher temperaturen: Leber, Fettabbau und Darm

Bei dauerhaft zu hohen temperaturen beginnt unvollständiger Fettabbau. Ab etwa 8°C entstehen giftige Zwischenprodukte, die die Leber schädigen können (Dr. Markus Baur).

Der darm darf vor der starre nicht vollständig leer sein. Eine minimale nahrungsaufnahme aus dem Darm ist nötig; erzwungene Bäder, die alles entleeren, sind gefährlich.

  • Unklare Temperaturen führen zu stillem Organschaden und längerfristigem Stress.
  • Kontrolle des stoffwechsel hilft, die richtige Tiefe der starre zu sichern.
  • Regelmäßige kurze Kontrollen pro woche erkennen Unruhe oder Warnzeichen früh.

Richtiges Monitoring ist Prävention: Es reduziert Stress und erhöht die Lebenserwartung Deiner landschildkröten.

Vorbereitung: Umgebungstemperatur, Substrat und Technik einsatzbereit machen

Mit klaren Schritten bereitest Du Gehege und Tiere rechtzeitig auf die kalte Jahreszeit vor. Starte die vorbereitung ab Mitte Oktober und arbeite in klaren wochen-Schritten.

Check vor der Winterruhe

Nur gesunde Tiere kommen in die Überwinterung. Lass im Juli/August eine Kotprobe untersuchen und behandle Parasiten vorher.

Kranke Tiere bleiben warm. Erzwinge kein baden; der darm darf nicht vollständig entleert sein. Schildkröten dürfen selbst die nahrungsaufnahme einstellen.

Substrat und Feuchtigkeit

Bereite humose erde oder Kokosfaser vor. Halte das substrat leicht feucht (ca. 55%) und decke mit Buchenlaub oder Sphagnum ab.

Zu nasses Material stört den Gasaustausch. Buddele die Tiere nicht ein; sie sollen sich selbst ins Substrat arbeiten können.

Sensorik & Steuerung

Installiere Hygrometer und ein funkgesteuertes Thermometer, um Werte ohne Türöffnen zu prüfen. Nutze einen UT300-Thermostaten mit Fühler im Substrat.

  • Ab Mitte Oktober die umgebungstemperatur wöchentlich moderat senken.
  • Beleuchtung und Beleuchtungsdauer in klaren Wochen reduzieren.
  • Substrat prüfen, Laub/Moos abdecken, nicht einbuddeln.
  • Hygrometer, Funkthermometer und UT300 einbauen und dokumentieren.

Temperatur und Luftfeuchtigkeit bei Schildkröten Winterruhe: Zielwerte und Toleranzen

Stabile Bedingungen sind das A und O, damit Deine Tiere unbeschadet überwintern. Im separaten kühlschrank stellst Du das Ziel auf 4–6°C ein. In einer 80–90 cm tiefen Grube hält die erde etwa +5°C trotz Schwankungen.

Richtwerte für Klima und Substrat

Die Raum-feuchte sollte zwischen 50–70% liegen. Das substrat bleibt ideal bei 30–60%, optimal rund 55%.

Praktische Stabilisierung

Setze wassergefüllte PET-Flaschen ein; sie puffern Schwankungen und halten die Werte konstanter. Öffne die Tür nur 1–2× pro Woche für etwa 30 Sekunden, um Luftaustausch zu gewähren.

  • Ziehe ein zweites Messgerät zur Kontrolle der temperaturen hinzu.
  • Halte das substrat immer leicht feucht, nie durchnässt.
  • Prüfe punktuell die umgebungstemperatur in der Box oder Erde, wo die Tiere liegen.
  • Definiere Grenzwerte für sofortiges Nachregeln; bei Jungtiere noch genauer beobachten.

Methoden im Vergleich: Kühlschrank, Frühbeet/Überwinterungsgrube und warum Keller kritisch ist

Nicht jede Lösung passt zu allen Tieren; wir vergleichen drei gängige Wege zur Überwinterung. So erkennst Du, welche Option zu Deinen landschildkröten und Deinem Platzangebot passt.

Kühlschrank: präzise Steuerung, separate Boxen, geringe Schwankungen

Der eigene kühlschrank erlaubt sehr genaue Werte. Nutze Boxen mit Luftlöchern, humose erde als substrat und feuchtes Buchenlaub als Abdeckung.

Installiere einen UT300-Thermostaten, setze Schaltpunkte bei etwa 3,5/6,5°C und überwache per Funkthermometer. PET-Flaschen puffern Schwankungen. Tür nur 1–2× pro Woche öffnen.

kühlschrank

Überwinterungsgrube im Frühbeet: naturnah, aber baulich anspruchsvoll

Eine überwinterungsgrube im frühbeet ist natürlich und zuverlässig, wenn sie richtig gebaut ist. Plane 80–90 cm Tiefe, Drainage aus Schotter über engmaschigem Draht und ein rattensicheres Fundament.

Lege einen Temperaturfühler in die erde, fülle Laub als Dämmung und sorge für Beschattung gegen Sonne. Die Methode ist gut für landschildkröten, die naturnahe Bedingungen brauchen.

Keller und ungeeignete Räume: warum >8°C problematisch ist

Keller sind häufig wärmer als gedacht. Werte über 8°C führen zu unvollständigem Fettabbau und langfristigen Organschäden.

Deshalb rate ich davon ab, den keller als Standardlösung zu nutzen. Dokumentiere tage mit starken Außenschwankungen und prüfe, ob die Innentemperatur stabil bleibt.

  • Eigener kühlschrank, Boxen mit Löchern, humose erde, Laubabdeckung.
  • UT300 so einrichten: Abschalten ~3,5°C, Zuschalten ~6,5°C.
  • Frühbeet: Grube 80–90 cm, Drainage, engmaschiger Draht, Temperaturfühler.
  • Keller meiden; kombiniere Methoden nur mit exakten Temperatur-Verläufen.

Dein Monitoring-Plan: Wochenrhythmus, Gewichtscheck, Warnsignale und Gegenmaßnahmen

Mit festen Routine-Checks verhinderst Du, dass kleine Probleme zur lebensbedrohlichen Lage für Deine Tiere werden.

Routine

Lege pro woche feste Termine fest, an denen Du Werte prüfst und protokollierst. Nutze ein funkgesteuertes Thermometer, um Öffnungen zu reduzieren.

Öffne die kühlschrank- oder Boxentür an zwei tagen kurz (~30 Sekunden), in Stunden stabiler Raumtemperatur. Halte das Substrat leicht feucht und ergänze bei Bedarf minimal wasser.

Gewicht im Blick

Wiege alle Tiere alle 3–4 Wochen. Ein Verlust über 10% ist ein Warnwert.

Fällt das gewicht zu stark, dann wintere langsam aus und suche den tierarzt auf.

Warnzeichen und Gegenmaßnahmen

Achte auf Unruhe, Rotznase, geschwollene Augen, rote Flecken am Plastron oder Schimmel. Diese Zeichen erfordern sofortiges Auswintern.

Wenn ein Alarm auftritt, bring das Tier in einen ruhigen, wärmeren Raum, dokumentiere Befunde und kontaktiere den tierarzt.

Dauer und Artunterschiede

Plane die Ruhephase je nach Herkunft 3–5 monate. Jungtiere nicht kürzer halten als adulte; sie brauchen dieselbe Zeit, damit der stoffwechsel vollständig zurückfährt.

  • Pro woche: Checkliste füllen (Werte, Substrat, Zustand).
  • Türöffnungen an zwei tagen, je ~30 Sekunden, in stabilen Stunden.
  • Wiegen alle 3–4 Wochen; bei >10% Verlust auswintern und tierarzt kontaktieren.
  • Störungen vermeiden: nahrungsaufnahme bleibt Ruhephase pausiert, unnötige Kontrolle unterlassen.

Sicher auswintern: Schrittweise Temperatur, Beleuchtung und erste Pflege

Beim Auswintern führst Du die Tiere langsam in die Aktivphase zurück. Erhöhe die Werte über 4 tage stufenweise: Tag 1 (6–8°C), Tag 2 (10–12°C), Tag 3 (14–16°C), Tag 4 (18–20°C). Danach baust Du Beleuchtung und Wärme in 3→6 Stunden aus.

Nach 5–6 Tagen machst Du einen Gesundheitscheck: klare Augen, trockene Nase, fester Panzer, rosa Maul, ruhige Atmung. Bei Auffälligkeiten sofort Tierarzt kontaktieren.

Biete ein lauwarmes Bad (25–30°C, 1 TL Salz pro Liter) zur Rehydrierung an. Im Frühbeet darf es nachts nicht unter 10°C fallen; richte bei Bedarf einen Dunkelstrahler mit Timer ein.

Erinnere Dich: Der Darm war nie vollständig entleert. Füttere behutsam, befeuchte punktuell immer leicht und dokumentiere die ersten Monate bis zum stabilen Ende der Aktivphase.

Redaktion
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Wer schreibt hier? Ich bin Christian, 33 Jahre alt und komme aus Hannover. Meine Leidenschaft zur Tierwelt habe ich im frühen Alter erlangt. Zusammen mit Hunden, Katzen, Vögeln und Kaninchen als Haustieren, habe ich jahrelange praktische Erfahrung erlernen dürfen. Viel Spaß beim Stöbern! Viele Grüße, Christian

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